Mifa-Fred, Alles was es dazu zu sagen gibt

Das oben gezeigte Rad ist zumindest dem Rahmen nach kein Reigenrad.
Die soliden Muffen, die Möve-/Mifa-Rundscheidengabel und der verlötete Hinterbau mit echten Ausfallenden sind Merkmale des Kunstrades 802.
Der Reigenrad-Rahmen ist dagegen eher wie ein komprimierter Tourenrad-Rahmen gebaut, mit verschraubtem Hinterbau, Achsaufnahmen aus plattgepresstem Rohr und einer aufgesetzten Gabelhaube aus Blech. Um für die spezielle Geometrie keine neuen Muffen herstellen zu müssen, sind die Rahmen weitgehend muffenlos verschweißt. Sieht man auch auf den entsprechenden Katalogbildern.

Hängt einfach mit der Belastung zusammen: Beim Kunstradfahren wird auf den Fahrrädern akrobatisch herumgeturnt und die Füße sind meist nur kurz zum Schwung geben auf den Pedalen. Die Kunst sind also die Verrenkungen und das Nicht-vom-Rad-fallen. Das Reigenfahren ist meines Wissens dagegen deutlich näher am normalen Radfahren: Füße immer auf den Pedalen und Hände am Lenker (der im Übrigen in Richtung Fahrer zeigt). Dabei geht es dann darum, meist als Gruppe kunstvolle Runden zu drehen und praktisch mit den Fahrrädern zu tanzen.

Allerdings wurden die Rahmen der beiden Sportarten wohl gerne untereinander zweckentfremdet und umgerüstet, zumindest hatte ich schon beide Fälle im Depot. Der Vorteil ist, dass die Reigenräder weniger geschunden werden und man aus den gut erhaltenen Rahmen schöne Kunsträder rückrüsten kann. In dem Fall oben fehlt nur der Hörnerlenker und die Aufstiege an den Achsenden.

Wäre natürlich schade ...
Klingt aber mit den Muffen erst einmal plausibel für mich. Es gibt aber leider sehr wenig Infos über diese Räder. Ich werde wenn ich am Rad bin mal die Rahmengröße messen. Da gab es ja auch unterschiede.
Danke Dir aber für Deine Ausführung.

Gut dass du dir das noch mal genauer angeschaut hast, werde ich im Wiki gleich ändern. Klingt alles sehr plausibel.

@Ski-Ki, bist du schon zu Vermessungen des Rahmens gekommen?

Ich bin heute nun endlich mal zum messen gekommen. Auch die Rahmengröße von 530 mm spricht für das Kunstfahrrad Modell 802. Würd in dem Fall ja bedeuten das die Nabe vorn und der Lenker die falschen Teile sind.
Das grüne Rad im Wiki ist dann aber sicher auch ein 802 und kein 803.

Ja, stimmt. Inzwischen ist es aber zum Kunstrad umgerüstet
Die Naben bei deinem Rad kannst du drin lassen. Die Hochflanschnaben setzten sich erst später durch.

Schaut ja nicht schlecht aus das Rad.

Ja, stimmt. Inzwischen ist es aber zum Kunstrad umgerüstet
Die Naben bei deinem Rad kannst du drin lassen. Die Hochflanschnaben setzten sich erst später durch.

Na dann solltest Du mal neue Bilder von dem Teil Zeigen ...

Bin dann also auf der Suche nach zwei Kunstrad Lenkern, eine Felge und nur drei 26" Schlauchreifen.

Ja ich weiß etwas viel aber vielleicht liegt ja noch was im Regal

Hatte eigentlich kaum für möglich gehalten, dass so ein Fund noch möglich sei. Ein Mifa Modell S2 in guter Erhaltung Sogar aus Erstbesitz, Baujahr 1949 (!). Leider war die gebrechliche Besitzerin nicht mehr persönlich ansprechbar.

Glücklicherweise ist es weitgehend original erhalten, inkl. Balaco-Dynmo. Zu Vervollständigung suche ich nun Pedale, Griffe, Strebenrücklicht und eine Luftpumpe. danke & CarlMeutzner für den Tip, der mich in die Salvador-Allende-Straße führte

Angefügtes Bild

Irritiert hat mich dieser "HAMMOCK" Sattel, der bei dem Rad mit herumlag. Es wird spekuliert, dass diese Sättel auch von Stephan hergestellt wurden. Demnach wäre ja nicht völlig auszuschließen, dass es sich dabei um den Originalsattel des Fahrrads handelt.
Der Sattel am Rad hat dunkelbraunes Kunstleder und wirkt gut erhalten, weshalb ich etwas Zweifel, ob es wirklich der originale Sattel ist. Zumal fraglich ist, ob es 1949 überhaupt schon Kunstledersättel gab. Andererseits ist mir ein Sattel dieser Hammock-Konstruktion aus SBZ/DDR-Produktion nicht bekannt.

Angefügtes Bild

Sattel am Rad

(war leider schonwieder dunkel, bitte die mäßige Fotoquali zu entschuldigen).

Angefügtes Bild

Hallo Max,

Glückwunsch zu dem Fund.

Hallo Max, super Teil ! Herzlichen Glückwunsch!

P.S Der ältere Sattel passt aus meiner Sicht deutlich besser. Ob er original ist, wer weiß ?

Danke

Wegen des Sattels wird es eine schwierige Entscheidung, mal sehen ob noch irgendwelche Hinweise zu Stephan-Sätteln mit Hammock-Prägung auftauchen. Bis dahin würde ich vermutlich doch erst mal den Kunstledersattel drauf lassen, der war zumindest schon lange Zeit an dem Rad dran und ist somit wenigstens halbwegs passend.

Übrigens, in der neuen Knochenschüttler-Ausgabe Nr. 68 ist der Artikel zu Mifa-Fahrrädern 1945-1955 drin. Danke noch mal @alle, die etwas dazu beigetragen hatten!

Der Hammock-Sattel ist ein Herrenrad-Sattel, den man wohl auch im größten Mangel nicht auf ein Damenrad montiert hätte, da er jeden Rock zwischen Leder und Feder an der Sattelspitze "fressen" würde.

Es gibt noch ein bekanntes Mifa in der Ausführung von 1948 (RN 741186), das hat einen kurzen Ledersattel mit schönem Stephan-Logo, wie bei diesem wesentlich älteren Sattel:
https://flickr.com/photos/46002115@N05/4856...57710378131727/
Leider kann ich die Fotos vom jetzigen Zustand bzw. die Originalbilder von 1948 nicht hochladen oder verschicken.
Ich schätze aber auch, dass der Kunstledersattel später mal drauf kam.

Vielleicht haben sich Mann und Frau ja auch das Rad geteilt, was zu der Zeit ja üblich war und so wurde eben immer der Sattel getauscht.
Herren haben ja auch oft Damenrädern gefahren, wegen dem niedrigen Einstieg.
Wenn du es selbst fährst, wäre das dann unter dem Aspekt wieder ok.