Mifa-Fred, Alles was es dazu zu sagen gibt
Mr._Tonzy_Linder |
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QUOTE (MAWfreund @ 08.02.2015, 19:16) | Ich hatte mich mal mit Herrn Uhlig unterhalten (langjähriger Werksmittarbeiter, ist auch fürs Museum tätig) dieser meinte, das diese Diaphan Lacke eher experimentell für die Messe, Werbezwecke oder für den Export waren, aber nie Serienfertigungen, da wurde tauchlackiert. |
Meinetwegen kann man ja bei Simson annehmen, dass man dort nicht fähig war, hochwertige Lacke serienmäßig zu verarbeiten, doch bei Diamant und auch Mifa sah es definitiv anders aus. Lasurlacke waren bei Diamant Renn-, Bahn- und Sporträdern Standard und auch Mifa lackierte Serienmodelle in Metallic-Lacken oder auch mal Lasur. Unten mal ein Mifa-Sportrad in Lasur-Rot, dass erst im Januar zum "Messe-Rad" avancierte, weil es da für zwei Tage auf der Erfurter Messe stand.
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mulchhüpfer |
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QUOTE (Star73 @ 08.02.2015, 15:30) | Schonmal in der Wagenknecht'schen Liste geschaut? Eventuell unterscheidet die sich etwas von der Liste auf ddrfahrradwiki.de ... |
In der Tat, diese Liste weist für den Zeitraum 1959-1962 eine kaum ansteigende Rahmennummer knapp unter 1.000.000 aus, das käme mit 949.448 genau hin. Dann wird es wohl wirklich von 62 sein. Merkwürdig - das würde ja bedeuten dass in dieser Zeit kaum Fahrräder bei Mifa hergestellt wurden. Ok 1959 war Sortiment-Umstellung, aber einen Einbruch der Produktion über drei Jahre hinweg könnte das ja wohl kaum erklären. Dass das Rad jemand aufwändig instandgesetzt hat, wäre ja im Pirnzip denkbar, aber nicht hier: Diesen Rahmen gab es ja erst ab 59, und man kann es wohl ausschließen dass es bereits 1962 komplett neu aufgebaut wurde. Später kann das auch nicht gewesen sein, sonst wären die Datierungen der Beleuchtungseinheiten nicht so stimmig 1962. Strahlenkopf, Gabel und Kettenstreben sind wie auch die Felgen orange liniert. Die Schutzbleche dagegen ohne Linierung, ja. Die Form sei auch anders? Hm... zumindest das vordere ist aber auch leicht verbogen, nicht dass das falschen Eindruck erweckt. Ich schaue noch mal genau ob ich Hinweise auf darunterliegende Lackschichten finde. Ich habe den Verdacht dass es mal dunkelblau mit schwarzem Strahlenkopf gewesen sein könnte. Übrigens: Bei mir stand es halt gleich um die Ecke, da konnte ich es nicht ingorieren, trotz des sicher happigen Preises für ein einfaches Tourenrad. Konnte es aber noch etwas runterhandeln. Sehr netter Verkäufer auf jeden Fall, er hatte das Rad im Wohnzimmer aufbewahrt weil es im Keller schaden nehmen könnte  Schutzblech-Ende hinten:
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Dann war es bestimmt ursprünglich ein schwarzes Tourenrad mit blauem Strahlenkopf, absoluter Standard. Es könnte dann noch im Werk umlackiert worden sein, so wie es Anfang der 60er im real existierenden Sozialismus der Fall war, ob Suhl oder Sangerhausen.
Deshalb auch:
QUOTE | Meinetwegen kann man ja bei Simson annehmen, dass man dort nicht fähig war, hochwertige Lacke serienmäßig zu verarbeiten, doch bei Diamant und auch Mifa sah es definitiv anders aus. |
Vom bloßen Können kann hier nicht die Rede sein, sondern eher der Verfügbarkeit wegen. Simson war vorrangig Moped- und Motorradhersteller, nicht Fahrradfabrikant, und zwar von oben gesteuert. Hammerschlaglacke (die bitte NICHT mit Lasur- oder Diaphanlacken zu verwechseln sind!  ) zu verarbeiten war damals sehr wohl eine Besonderheit. Sollten sich Spuren von schwarzem Lack mit strahlem Strahlenkopf unter dem HS-Blau finden, wäre die Vermutung zumindest nicht ganz unbgründet!  ... mfG Christoph
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Mr._Tonzy_Linder |
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QUOTE (Star73 @ 08.02.2015, 20:13) | Hammerschlaglacke (die bitte NICHT mit Lasur- oder Diaphanlacken zu verwechseln sind! ) zu verarbeiten war damals sehr wohl eine Besonderheit. |
Erklär mir mal bitte fix den Unterschied zwischen Lasur- und Diaphanlack. Was den Hammerschlaglack angeht, wüsste ich nicht, was an dessen Verarbeitung so besonders gewesen wäre. Eigentlich setzte sich gerade diese Lackvariante ab ca. 1960 im Fahrradsegment immer mehr durch, weil sie Qualitätsmängel gut kaschierte und keiner zusätzlicher Klarlackschicht bedurfte. ( http://www.ddr-fahrradwiki.de/Lackierung#Hammerschlaglack )
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Star73 |
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Genau! Damit würde für mich die Theorie passen, dass das Rad im Werk umlackiert wurde. Irgendwann am Tag X des Jahres 1962 hat man XY Rahmen und Schutzbleche einfach komplett in HS-blau lackiert, weil man das ja bei den Strahlenköpfen schon so machte. Gleiche Situation und Motivation bei bei Simson Suhl zur selben Zeit mit den Essis. KANN so sein, MUSS aber nicht. Jedenfalls sind mir keine weiteren komplett in HS lackierten DDR fahrräder bekannt, egal ob Mifa, Diamant oder was es da noch alles gab... Erst irgendwann in den 80ern, als dann diese "wunderschönen" metallic-Lacke bei Diamant kamen. mfG Christoph
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Mr._Tonzy_Linder |
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QUOTE (Star73 @ 08.02.2015, 20:40) | Nochmal: Es geht nicht um die Verarbeitung, sondern um die Verfügbarkeit! Richtig, die HS-Lacke wurden immer beliebter, da sie eine billigere Alternative zu den Metallic- und Diaphanlacken bildeten. Mit Rotznasen kaschieren hat das nichts zu tun. Klarlack bedurften nur die Diaphan- und HS-Lacke. Normale Lacke wurden eingebrannt.
Die HS-Lacke wurden in der DDR-Fahrzeugindustrie irgendwann ab den 50ern recht populär aus den genannten Gründen. Gleichzeitig konnte man die im "Volk" gut verkaufen, da sie metallicähnlich aussehen. Daher auch bei den Mopeds die Entscheidung, das vorhandene (auch bereits fertig lackierte) Material in HS umzulackieren. Und ich denke mal, so ähnlich wird das auch bei Mifa gewesen sein.
Diese Lasur- und Diaphanlacke auf Rennrädern usw. sind doch eine ganz andere Geschichte, da dies nicht die Räder waren, die millionenfach für's einfache Volk verkauft wurden. Diaphanlack wurde bei Simson erreicht durch eine silberne Grundlackierung mit farbigem Klarlack.
Mehr weiß ich dazu auch nicht...
mfG Christoph |
Gehörtest du seinerzeit zum "Volk" oder zu denen "oben", dass du so genau weißt, wie es damals lief?
Woher nimmst du dein Wissen zur Zusammensetzung und Verarbeitung der Lacke?
Lasurlackierungen (dem Simsonsammler als Diapha®nlackierungen bekannt) bestanden bei allen Herstellern aus einem silbernen Basislack und einem farbigen Klarlack. Dass da nochmal Klarlack drüberkam, ist Quatsch.
Hammerschlaglack ist nichts anderes Metallic-Lack mit einem Schuss Silikonöl, also nichts, was auch damals irgendwie kompliziert in der Herstellung gewesen wäre. Deshalb wurde der Lack auch in etlichen Bereichen verwendet. Ich kenne Schüler-Oszilloskope, Diaprojektoren und ganze Schaltschränke in dem Farbton. Da man von dieser Lackart weder Glanz noch besondere Tiefe erwartet, braucht auch der Hammerschlaglack keinen Klarlack.
Dass die (renn-)sportlichen Diamant-Modelle nicht massenhaft ihren Weg zum "einfachen Volk" gefunden haben, meinst du nicht wirklich ernst oder? Diese Modelle waren fester Bestandteil des DDR-Fahrradsortiments und ganz normal im Laden erhältlich.
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Star73 |
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Verdreh mir doch mal BITTE nicht andauernd die Worte!! Ich hab nie behauptet, dass ich da gelebt habe. Ich hab auch nie behauptet, dass ich es weiß, sondern lediglich Vermutungen aufgestellt, die ja von dir kategorisch verneint werden. Keine Ahnung was dich so aggressiv macht, aber ich bemühe mich halt, hier zu helfen. Aber du willst mich partout nicht verstehen  ... Egal, ich biete meine Hilfe hier nicht mehr an, komischer Haufen ist das hier geworden. Gute Nacht
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Mr._Tonzy_Linder |
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Dann muss es wohl durch regionale Unterschiede bedingt sein, dass deine Vermutungen für mich stets nach Faktenaussagen klingen.
Als Beispiel:
QUOTE | Zu dem hs-blau gibt es derer drei Möglichkeiten: Entweder das Rad wurde mal aufgebaut, lackiert und mit den passenden Dekoren versehen (halte ich aber für unwahrscheinlich, wegen des Strahlenkopfes), oder das Rad war ein Messe-Sondermodell, welches im Werk 5 Minuten vor der Angst noch schnell blau gesprüht wurde, aber als Serie nie in den Handel gelangte, oder aber man hat ähnlich wie bei den Essis die Rest- und Überschussbestände einfach mit modernen hs-Lacken "aufgepeppt". |
Ich lese darin: - es gibt drei und zwar genau drei Erklärungen für die Hammerschlaglackierung - Variante 1, also eine Aufarbeitung, scheidet aus, weil nur Mifa selbst einen Strahlenkopf lackieren konnte - Variante 2 meint, dass Mifa sein 1959 festgelegtes Fertigungssortiment (aus spontaner Unzufriedenheit mit den Planvorgaben?) kurzfristig extravagant bunt anmalte - Variante 3 ist eine Hommage an die Erfahrungen mit motorisierten Zweirädern eines völlig anderen Betriebes
Ich persönlich komme ja aus einem Fach, wo man seine Theorien durch Untersuchungen und Nachweise beweisen sollte, um ernst genommen zu werden. Mit dem Anspruch gehe ich auch an die Aufarbeitung der Fahrradhistorie heran und meine, dass allen Sammlern gedient ist, wenn man seine Beiträge mit Fakten belegen kann und keine Hypothesen in den Raum stellt, die von anderen wiederum nur allzu gerne als Realität missverstanden werden. Das hatte sich in den letzten Jahren auch hier so langsam gefestigt. Wenn wir (und von der Mehrzahl gehe ich bei deiner Formulierung aus) deswegen in deinen Augen zu einem "komischem Haufen" [1] mutiert sind, tut mir das leid. Persönlich bin ich jedoch mit der Art, wie hier Fachwissen üblicherweise getauscht wird, sehr zufrieden.
[1]
QUOTE (Star73 @ 08.02.2015, 22:06) | Egal, ich biete meine Hilfe hier nicht mehr an, komischer Haufen ist das hier geworden. |
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