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> Jahrestag der Niederschlagung des Volksaufstands
drehmoment
Geschrieben am: 17.06.2008, 16:39
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Liebe Leute,

heute ist der Jahrestag des blutigen Niederschlagens des Volksaufstandes in Ost-Berlin. Nachdem Tage und Wochen zuvor erneut die Lebenshaltungskosten gestiegen, Lebensmittelkarten erneut ausgegeben wurden und die Produktivität des Arbeiters bei gleichem Lohn um 10 Prozent steigen sollte, kam es auf dem Gebiet der ehemaligen DDR in vielen Städten zu einem Volksaufstand.

Dieser wurde am 17. Juni 1953 blutig niedergeschlagen, den Höhepunkt gab es -wie oben erwähnt- in Ostberlin, wo unzählige sowjetische Panzer aufrollten, um der Masse Einhalt zu gebieten.

Ich fand es wichtig genug, um es hier mit aufzunehmen - wenn auch in der Quasselecke...

Bernd
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NorbertE
Geschrieben am: 17.06.2008, 16:58
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Bernd, ich kann Dir dazu den betreffenden Artikel aus unserer ortsansässigen Tageszeitung (Wahrheitsgehalt wie TV: unter 8 % laugh.gif ) von heute und mit W. Thierse gezeichnet, scannen. Leider Gottes (wahrscheinlich, weil es von uns keiner selbst miterlebt hat) haben fast alle diesen denkwürdigen Tag der deutschen Geschichte vergessen. Es haben nämlich schon recht zeitig welche gegen den Kommunismus rebelliert!!!


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Karl Kraus
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Star73
Geschrieben am: 17.06.2008, 18:16
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rolleyes.gif Endlich mal wieder ein Geschichtsthema! thumbsup.gif


Fakt ist: Der 17. Juni war der Höhepunkt der schon ab Ende Mai in der blutjungen DDR beginnenden Arbeiterunruhen. Bernd hatte die Gründe dafür ja schon genannt.

ABER: Der 17. Juni ist erst nachdem er bekannt wurde, zu dem geworden, was er heute ist, bzw. wofür er gehalten wird: ein Zeichen der Courage für die Demokratie und Bürgerfreiheit, egal ob kommunistisch oder nicht. wink.gif
Im Prinzip war es eher ein Arbeiteraufstand, als ein Volksaufstand. Er wurde erst zum Volksaufstand, als erstens sowjetische Panzer tragischerweise die Rebellion beenden mussten, und gleichzeitig westliche Freiheitssender, wie z.B. der RIAS, ihre Aufmerksamkeit auf die Unruhen in der DDR anzeigten.
Die Symbolkraft einer solchen Tat brauch ich sicher nicht zu erklären... (immerhin wurde in der DDR der 17. Juni makabererweise und zynisch als "westlicher Spionagetrick" betitelt, während er in der BRD zum Nationaltag erhoben wurde.)
Mythen und Unwahrheiten ranken sich um dieses Datum. Die wahren Ereignisse können nur noch (wenn auch subjektiv) Zeitzeugen schildern, die auch leider immer weniger werden. sad.gif
Ich weiß das z.B, von meinem Opa, der genau am 17. Juni 1953 zur Traktoristenschlung außerhalb seines Heimatortes war (er lebte damals in Aschersleben und musste nach Bernburg). Übrigens wurde in Bernburg damals der militärische Notstand ausgerufen (!).
Überall standen sowjetische LKWs und Soldaten, ohne Passierschein ging in der Stadt GAR NIX mehr. Das muss schon heftig gewesen sein.... (eine lustige Geschichte hatte mein Opa da noch zu erzählen.....die Russen dachten, als er mit nem Jauchenhänger am Trecker durch die Stadt fuhr, es wäre irgendein giftiger Stoff, oder noch schlimmer: Schnaps ( laugh.gif ) drinne, und neugierigerweise mussten die netten Soldaten natürlich nachsehen....)


Ich denke, man kann aus diesem Thema "17. Juni - von der Rebellion zum Appell an die Freiheit" viel draus machen rolleyes.gif ....



mfG Christoph
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kiwi1702
Geschrieben am: 17.06.2008, 19:16
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Hallo

Hab mir grad ne Reportage auf nem öffentlich rechtlichen angesehen (ich weiß: Wahrheitsgehalt usw., aber irgendetwas wird wohl dran sein) und ich muss sagen, dass für das, was passierte, der Tag zu wenig gewürdigt wird.

Es war der Aufstand der Arbeiter, die sich mit den damaligen Zuständen (geteiltes Deutschland, Besatzung durch die Russen) nicht abfinden wollten, welcher mit schweren Waffen und roher Gewalt beendet wurde.

Hier einige Zahlen:

52 tote Zivilisten während des Aufstandes.

18 angebliche Streikleiter während des nächsten Tages standrechtlich erschossen, durch Soldaten der roten Armee.

2 ausgesprochene und durchgeführte Todesurteile durch die DDR (Enthauptung)

Desweiteren wurde direkt vor Ort an den Aufständigen "Vergeltung" (schwere körperliche Gewalt) durch die Stasi verübt.

In kurzer Zeit wurden so viele Leute verhaftet, dass die Gefängnisse nicht ausreichten.

Bereits Verurteilten wurden neue Prozesse gemacht, um härtere Strafen zu erreichen.

Und Teilnehmern des Streiks wurden, für die Stasi üblich, Steine in ihren zukünftigen Weg (gesellschaftlich wie arbeitstechnisch) gelegt.

Ich denke dieses Datum sollte genauso wie das Stauffenbergdatum oder die ersten Vorwende-Demonstrationen gewürdigt werden.

Gruß Lars
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drehmoment
Geschrieben am: 17.06.2008, 20:33
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QUOTE (kiwi1702 @ 17. Jun 2008, 20:16)


Ich denke dieses Datum sollte genauso wie das Stauffenbergdatum oder die ersten Vorwende-Demonstrationen gewürdigt werden.

Gruß Lars

Das denke ich auch - in den Medien passiert das -im Ansatz- auch, findet zumindest Erwähnung (man muß sich halt auch über Kleinigkeiten freuen).
Es ist glaube ich viel mehr ein Problem, das es nicht mehr in unseren Köpfen ist - daher mein Anstoss...

Kann da ja als Jahrgang 1970 ja eigentlich auch nicht richtig mitreden, und Christophs wie Norberts Geschichtswissen ziehen mir ohnehin immer wieder fix die Schuhe aus. In der Schule ging "Geschichte" exakt von den Ägyptern bis zum Dritten Reich und Schluss, Aus, Ende!

KEINE DDR, KEIN Kniefall Willy Brands am Warschauer Ghetto, KEINE Wiederbewaffnung der jungen BRD, ...

Schön dass es zumindestens bei einigen hier im Forum angekommen ist - Dankt Euch, Norbert, Christoph und Lars für die guten und wichtigen Beiträge dazu thumbsup.gif

Nur das Erinnern hält uns wach! Und da schließt sich wieder der Kreis zu Lars´ Worten:

"Ich denke dieses Datum sollte genauso wie das Stauffenbergdatum oder die ersten Vorwende-Demonstrationen gewürdigt werden".

Bernd
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Motorradrocker
Geschrieben am: 17.06.2008, 22:32
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Ich finde, dass es mal wieder Zeit für einen neuen 17. Juni wird. Die Lebenshaltungskosten steigen unaufhörlich. Damit meine ich nicht nur die Spritpreise, die mitterweile bei über 3 Mark pro Liter liegen und Lebensmittelpreise geschweige denn Mietkosten und Strom/Wasser/Gas, sondern auch das Erzwingen von gesteigerter Produktivität in nahezu allen Branchen. Selbst im Staatsdienst sollen die Cops seit einiger Zeit fürs gleiche Geld mehr knüppeln und Geld eintreiben.

Nur weil heute ein buntes hirnzersetzendes TV-Programm den Tag gestaltet, noch genug Chemofraß im Kühlschrank steht und keine Kulisse für geile Fotos mehr steht, ist es trotzdem so, dass es den Leuten (gerade den Armen, zu welchen ich mich auch zähle) immer enger wird - genauso wie 1953.

Ich hab jedenfalls keine Lust mehr, nur noch für die Durchfütterung einer kleinen finanziell gutgestellten Elite zu arbeiten, ich habe auch keine Lust mehr, mich als Kritiker dieser entfesselten Misswirtschaft als Krimineller hinstellen zu lassen.

Babylon muss eben brennen, wenn's freiwillig nicht geht! wink.gif


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Ludwig
Geschrieben am: 17.06.2008, 23:38
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blink.gif das sind aber sehr deutliche worte henri... hmm.gif

Aber recht haste! so viel muss ich echt sagen thumbsup.gif _clap_1.gif


Mfg Ludwig


--------------------
Grüße, Ludwig


P.S: Fühlt euch alle gegrüßt! ;-)

Dieser Beitrag wurde maschinell erstellt und ist somit ohne Unterschrift gültig.
Er wurde ausserdem zu 100% aus recyclebaren Bits erstellt.
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NorbertE
Geschrieben am: 18.06.2008, 10:14
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S-U, ich denke, die Meisten wären schon zufrieden, wenn der permanente Leistungsdruck und die stetige Existenzangst etwas weniger sein würde.

Edit: Lars, in Einem muss ich Dich korrigieren.

Es hatte nichts mit dem geteilten Deutschland und den Russen zu tun.

Diese Generation, die nun den Krieg überlebt hatte, hat wirklich daran geglaubt, dass es besser werden würde. Ausgegangen ist der 17.Juni von den Bauarbeitern in der Berliner Stalinallee. Die mussten (wie alle anderen auch) den täglichen Überlebenskampf meistern ( Die Lebensmittelkarten wurden z.B. erst 57 abgeschafft), es gab nichts, Schwarzmärkte gabs mit horrenden Tauschforderungen, es ging wirklich ums tägliche Überleben.

Und justamente wurden den Bauarbeitern die Leistungsnorm bei gleichem Geld hochgeschraubt.
Das war eigentlich die Initialzündung zum 17.Juni!! Latent vorhanden war der Unmut schon vorneweg.
Es ist vergleichbar mit des Kohls Spruch von den blühenden Landschaften zu Wendezeiten. Dort hat er sich in einem Anfall von Wahnsinn sehr weit aus dem Fenster gelehnt und ich muss sagen, ich würde ihm gern über die Brüstung helfen wollen. mad.gif

Letztendlich ist es immer ein Grenzgang der "Oberen", die max. Belastung des Volkes (wofür auch immer) auszutesten. Lasst es mich so sagen: Mann kann eine Feder spannen bis zu einem gewissen Punkt. Wenn man es übertreibt, reisst sie. rolleyes.gif

Bei wieviel % Federspannung sind wir?


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ddrschrauber
Geschrieben am: 18.06.2008, 11:53
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Hallo Norbert,
gab es da nicht mal einen, der die ganzen Normen in staatlichem Auftrag aufgestellt hat? Danach gabs doch auch ne ganze Menge Proteste, da die Arbeitsleistung von ein paar Minuten auf den ganze Tag hochgerechnet wurden.
Wer warn das?

Der Tim


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metal-star
Geschrieben am: 18.06.2008, 14:15
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Meinst du Adolf Hennecke?
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ddrschrauber
Geschrieben am: 18.06.2008, 14:20
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Ich glaube der wars, ja.

Der Tim


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Star73
Geschrieben am: 18.06.2008, 15:16
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sad.gif Nein nein....die Hennecke- bzw. Hockauf-Bewegung war etwas anderes. wink.gif


EDIT: Lasst es euch von Onkel Norbert erklären. biggrin.gif

Bearbeitet von Star73 am 18.06.2008, 15:37
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NorbertE
Geschrieben am: 18.06.2008, 15:30
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Adolf Hennecke oder Frieda Hockauf waren sogenannte "Aktivisten der ersten Stunde".
Die haben mal eine ausserordentliche Leistung erbracht, was propagandistisch ausgeschlachtet und als Vorzeigemodell hingestellt wurde. Die hatten also Beispielcharakter und nach denen wurden dann später auch Kollektive/Brigaden benannt.
Frieda Hockauf hat z.B. mal einen ganzen Tag keinen Ausschuss fabriziert laugh.gif davon kam auch der Spruch "Meine Hand für mein Produkt".

Den Arbeitsplatz des "Normers" gab es. Heute würde man es wohl mit dem Controlling gleichsetzen können. Der Normer schlich durch den Betrieb und passte quasi die Normen ständig an. Er war nirgendwo ein gern gesehener Gast. laugh.gif


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drehmoment
Geschrieben am: 18.06.2008, 17:34
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QUOTE (NorbertE @ 18. Jun 2008, 16:30)
Der Normer schlich durch den Betrieb und passte quasi die Normen ständig an. Er war nirgendwo ein gern gesehener Gast. laugh.gif

Norbert,

den Controller will heute auch NIEMAND sehen - bezahlt werden sie doch, fürstlich oftmals... sad.gif ermm.gif

Bernd
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der Lehmann
Geschrieben am: 18.06.2008, 18:28
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Zur Zeit der Hennecke-Schicht war mein Vater bei der Wismut, also gleich um die Ecke vom Kohleschacht, in dem der Vorzeigearbeiter seine Superleistung hingelegt hat.
Mein Vater hat mir mal erzählt, dass die Kumpels der Hennecke-Brigade schon Schichten vorher den Abraum wegschaffen mussten, dass der seine vorher geplante Tonage an Kohle schafft. Der brauchte nur noch den freigelegten Flötz rauspickern. Nach der Schicht wurde der Hennecke unter Polizeischutz aus dem Schacht geführt und nie wieder ist er dort aufgetaucht. Die Kumpels hätten ihn erschlagen, so aufgeheizt soll die Stimmung gewesen sein.

Soviel zur sozialistischen Normung und Ausschlachtung zu Propagandazwecken.

Viele Grüße, Jürgen


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Viele Grüße, Jürgen

Teilnahme UT 1 bis UT 6 und UT 8 bis UT 13
UT 14 in der Sächsischen Schweiz im Jahr 2021 auch abgesagt!

"Das Können ist des Dürfens Maß!" Paul Preuß
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