Abrissstellung Zündung
NorbertE |
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Liebe Freunde, ich überlege schon lange, wie man dieses wichtige Thema "Abriss", was Viele nicht begreifen, mal abhandeln kann. Das "nicht begreifen" ist nicht negativ behaftet, es ist in der Tat schwierig zu erklären und doch relativ einfach. Magnetismus und Spannung/Strom kann man nur bedingt sichtbar machen und sind auch nicht jedermanns Sache. 2 Bitten habe ich vorneweg: 1. schaut zuvor/hinterher/parallel dazu in den Zündungsfred, dort speziell Seite 1. 2. Lasst uns nach "habe fertig" drüber diskutieren. Merkt Euch also bitte Eure Fragen bis zum Schluss. Einzig auf Wolfgangs und des Schmieds Hilfe hoffe ich so etwas, weil beide in der Materie stecken und immer schöne Bildchens hinkriegen, was mir völlig abgeht. ----------------------------------------------------- Die Zündung im Moped heisst ja richtig "Schwunglichtmagnetzündung". Man hat sie früher auch als Einheitszündung (z.B. MAW) oder Zündlichtmaschine bezeichnet. Das Prinzip ist überall dasselbe, sogar bei den "Elektronischen" der S51-Reihe. Die Bezeichnung Schwung (das Polrad)-Licht(gleichzeitig verantwortlich für die Spannungs fürs Licht)-Magnet (das Wirkungsprinzip)-Zündung (Funke halt ) ist eine zusammengesetzte Wortkreation, die ich schon immer lustig fand. Triffst aber, bis auf das "Schwung". Die bei manchen Modellen vorhandene Batterie/Akku, Blinker etc. lassen wir mal weg, es hat mit der Funktion oder dem Abriss auch nichts zu tun. Wir müsen uns zuerst mit dem Prinzip Magnetismus beschäftigen. Das ist im Zündungsfred schon erklärt: Wir haben im Polrad (fälschlicherweise auch manchmal "Schwungmasse" genannt) Permanentmagnete eingeklebt. Die falsche Bezeichnung deshalb: Man benötigt dort keine "Masse". Besser wäre es, das Polrad wäre trägheits- und masselos! Diese Permanentmagnete haben jeweils einen Nord- und Südpol, die sich (bei Nord/Süd) gegenseitig anziehn und bei z.B. Nord/Nord gegenseitig abstossen. Das kann jeder mit zwei kleinen Magneten selber probieren. Warum? Diese Magnete (permanent deshalb, weil immer vorhanden, nicht flüchtig) erzeugen in sich und um sich ein Magnetfeld. Dieses Magnetfeld entwickelt unterschiedliche magnetische Kräfte, die eigentlich leicht sichtbar gemacht werden können: Eisenfeilspäne auf ein Blatt Papier und den Magneten darunter gehalten. Die Späne richten sich exakt nach den bestehenden magnetischen Feldlinien aus. So wie auf dem Bildchen. Und ab jetzt sprechen wir bei den Feldlinien (und so stellen wir uns das bitte auch vor!) nicht mehr von Feldlinien, sonder von Gummifäden.
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NorbertE |
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Im Polrad sind nun 6 (manchmal mehr, manchmal weniger, aber immer eine gerade Anzahl!!) dieser Permanentmagnete vom oberen Bild oben eingearbeitet.Und zwar so, dass der eine Pol des Magneten innen ist, der andere aussen am Polrad. In einem definierten Abstand zueinander und schön abwechselnd +/-/+.... Alle sind gleich gross und dazwischen ist immer ein Stück Isoliermaterial, um sie im richtigen Abstand zu halten. Dieser Isolierabstand ist massgeblich verantwortlich für den ominösen Abriss. Das werden wir noch sehn!! Die Zündspule (alle Spulen!) bestehen aus einem laminierten Eisenkern, um den Draht gewickelt ist. Laminiert (einzelne, geschichtete Bleche) deshalb, weil diese Anordnung den Gummifäden das "Durchkommen" erleichert. Die Enden des Eisenkerns der Spulen (die Polschuhe) haben exakt den Abstand zweier Magnetanfänge. Die stehen nun, wie auf dem Foto jeweils an einem Nord und an einem Südende. Dadurch schliesst sich der Kreis und die Gummifäden gehen durch den Eisenkern der Spule durch. Da die Magnetkraft aber genau in der Mitte der Magneten am stärksten ist, haben wir in der Stellung auf dem Foto ein Gummifäden-Ei. Die Fäden sind also "gespannt".
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NorbertE |
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Man muss den Gummi etwas "überdehnen", bevor er reisst. Wenn man einen Gummifaden zwischen Daumen und Zeigefinger beider Hände dehnt und eine Hand loslässt, passiert nicht viel. Wenn man aber solange auseinanderzieht, bis der Gummi reisst, tuts am Daumen richtig weh. Bei dem magnetischen Feld ist es genauso. Wenn die Kraftlinien (z.B. +/-)aber nun abreissen, baun sich blitzschnell die Linien -/+ der nächsten Magnete auf. Das Polrad dreht sich ja weiter und auch schnell!! Dadurch kommt es (auch ein Magnetfeld hat eine Trägheit) zu zwei unterschiedlich gerichteten Magnetströmen in der Spule. Die treffen sich und richten sich steil auf. Eine wesentlich höhere Kraft entsteht als durch das blosse vorbeihuschen der Magnete. Diese "Reissen der Gummifäden" nennt man den magnetischen Abriss. Das wird in mm angegeben und ist für jeden Zündungstyp unterschiedlich. Bei MAW (Einheitszünder, geringere Kraft der Magnete, grosse Isolierabstände) gelten 7-12mm, bei Essi 1-3mm. Es ist diese Länge, die der Polschuh der Spule ins Isolierfeld reinragt. Man sieht auf dem Foto, dass die Polschuhe schon etwas in das Isolierfeld reinragen und den Magneten eigentlich am "verlassen" sind. Es gibt ja dieses Bild im Wernerbuch. Das ist etwas missverständlich und nur als Hilfe gedacht, weil der gute Herr Werner zwei entscheidende Dinge vergessen hat. Viele haben mich dort schon danach gefragt. Ich bin noch nicht fertig, denn die Funktion des Unterbrechers ist in dem Gummiwirrwar bis jetzt unbeleuchtet geblieben.
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NorbertE |
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Ein schönes Bild aus einem hundealten Buch hat mir der Schmied geschickt. Danke dafür. Man kann es , so glaube ich, deutlich erkennen. Diese Bezeichnung "alpha" ist der Abriss, an dem die Magnetkraft durch die zwei Felder ruckartig am Grössten ist und somit die maximalste Spannung in der Spule induziert werden kann. Bis jetzt war der Unterbrecher durch den Nocken geschlossen. Damit ist die Zündspule kurzgeschlossen und es kann dort keine Spannung entstehn. Das wäre auch furchtbar, denn wir hätten eine völlig unkontrollierbare Zündung. Im Zündungsfred ist erklärt, dass im Augenblick, wo der Unterbrecher öffnet, die maximale Zündspannung erzeugt wird. Dieser Öffnungszeitpunkt muss genau zum Abriss erfolgenDann hat man die maximale (Zünd-)Energie aus der Sache herausgeholt! Diesen Punkt muss man (natürlich zum genauen ZZP v. OT) einstellen. Der Unterbrecherabstand ist eigentlich zweitrangig. Wichtig ist der Öffnungszeitpunkt!!!
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NorbertE |
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Nehmen wir uns das Bild vom Herrn Werner, dessen Bücher ich übrigens (bis auf paar Ausrutscher darin ) sehr schätze. Er hat vergessen, die Magnetenden einzuzeichnen und darauf hinzuweisen, dass es nicht immer mit den Langlöchern überein stimmen muss. Aus diesem einfachen Grund (Toleranz im Polrad/Toleranz der Spulenabstände auf der Grundplatte) gibt es Kombinationen Polrad/Grundplatte, die laufen super und es gibt welche, da geht garnichts. Und jetzt kommen noch die Nachbauunterbrecher hinzu Man bekommt manchmal diese 3 Dinge: Abriss, Öffnung des Unterbrechers, ZZP nicht zusammen. Es geht einfach nicht! Abhilfe schafft dort nur ein mechanisches Bearbeiten des Unterbrechers(Biegen des Ambosses,Beschleifen des Grundgerüstes um einen grössere Verstellbereich zu erhalten) Erst mal das ergänzte Wernerbild und im nächsten Foto wird man sehn, wie einfach man den korrekten Abriss trotz allem einstellen kann.
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Wie stellen wir es nun praktisch ein? Ich werde es versuchen an einer Essizündung zu demonstrieren. Das Prinzip ist überall das Gleiche, egal ob bei Vape oder der "Elektronikzündung" des S51. Da schreib ich noch was zu. Vorweg: Wir benötigen (entgegen der Aussage im Zündungsfred, es geht auch mit dem Nocken) das tatsächlich verwendete Polrad! Das wird aufgesteckt (fixiert durch Scheibenfeder) und die KW wird auf ZZP gedreht. Bei Essi 2,5mm v. OT. Jetzt sollte der (beim draufschaun) Anfang des linken Polschuhs der Zündspule gerade so an dem Langlochende verschwunden sein. Wir haben dort eine Toleranz von (Essi) 0-3mm! Den ganz genauen Abriss kann man nur messtechnisch bestimmen und über diese Mittel verfügt keiner. Auch ich nicht. Durch die Nichtübereinstimmung des Langloches im Polrad mit dem Magnetende hilft die aufgezeichnete Hilfslinie aussen...
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NorbertE |
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Damit haben wir den "Abriss" bei ZZP. Und in der Stellung muss der Unterbrecher gerade öffnen!! Am Beispiel Essi geht das nur durch das Loch im Polrad einzustellen. Die in dem Augenblick notwendigen 0,xmm Öffnungseinstellung ist im Zündungsfred beschrieben. Nun kommt die Stelle, wo man den Unterbrecher nicht so einstellen kann, dass er da gerade öffnet! Dort muss man am Amboss des Unterbrechers etwas biegen. Egal, ob der nun die vorgeschriebenen 0,4mm öffnet oder weniger oder mehr. Wichtig ist allein der Zeitpunkt, wann er öffnet!! Das hat Vorrang!! Ich hoffe, ich habe dieses wirklich sehr theoretische Kapitel rüberbringen können. Ich schrieb auch "S51 Electronic": Man hat dort den verschleissbehafteten Unterbrecher schlicht gegen einen verschleisslosen elektronischen Geber mit angehangener Verstärkerelektronik getauscht. Das Prinzip ist aber genau dasselbe!!
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essermopi |
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QUOTE (NorbertE @ 28.05.2009, 02:30) | So, Ring frei.... |
Hallo Norbert bis jetzt 23.12 Uhr haben 273 Leute deinen wichtigen und interessanten Bericht gelesen. Doch keiner traut sich darauf zu antworten , zu ergänzen bzw Fragen zu stellen. .......warum.....???? Ich glaub, trotz deiner ausführlichen Beschreibung und den dazu super passenden Fotos , hats dennoch keiner begriffen. Ich glaub nur Wolfgang, der Schmied , der Lehmann und noch ein,zwei,drei oder ne handvoll mehr Leute verstehen ,was du da beschrieben hast. Selbst ich tue mich schwer das umzusetzen, obwohl ich es theoretisch begriffen hab. Wir haben ja schon telefoniert und dieses Thema besprochen. Einfach ist es nicht. Als erstes soll man ja den Unterbrecher auf 0,4 mm einstellen. Dann die Zündung auf 2,5mm vor oT. Kriegt man ja mittels Meßuhr und Alufolie auch hin. Ich glaub , jetzt kommt das Problem mit der Abrißstellung. Was ich vorher mühsam korrekt eingestellt hab , muß ich nun wieder verstellen sogar den Unterbrecher soll man verbiegen. Gruß , der nachdenkende Rene
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Simson Hopfen und Malz ----Gott erhalt`s !!
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