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> Aufbau-Bericht SR2E, SR2E 1962
stimpy
Geschrieben am: 02.03.2021, 17:47
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Liebe Essi-Freunde,

ich habe über die letzten drei Jahre (mit größeren Pausen) einen SR2E von 1962 restauriert. Während des Aufbaus war ich eher ein stiller Mitleser in diesem Forum. Handwerklich habe ich kaum etwas gemacht, was hier nicht schon von den Essi-Gurus beschrieben wurde. Daher will ich mich in diesem Beitrag auf ein paar wenige Dinge und Erfahrungen beschränken, die - so weit ich es überblicken kann - noch nicht beschrieben wurden.
Ich werde den Thread in den nächsten Tagen und Wochen immer Themenspezifisch erweitern. Das Ganze darf gern lebhaft werden, Zwischenkommentare sind erlaubt. Noch ein kleiner Disclaimer vorab: Ich bin kein Fachmann, kein KFZ-Machaniker, Karosseriebauer, Zweiradmechaniker oder Lackierer. Deswegen versteht das was hier kommt bitte als Erfahrungsbericht, nicht als Leitfaden.

Bevor es los geht noch einen großen Dank and alle Esser-Profis die hier ihr Wissen geteilt haben. Absolut klasse!

Teil 1: Der Ausgangszustand

Den Essi habe ich im November 2017 bei ebay Kleinanzeigen gefunden. Auf den Bildern sah er für mich recht solide aus, zwar schwarz überpinselt, aber brauchbar. Bedenken hinsichtlich des möglichen Umfangs einer Restauration haben sich schnell im Nebel meiner Bierlaune zerstreut. Die Kontaktaufnahme und ein 300 EUR - Kaufangebot folgten mit dem Ploppen des nächsten Kronkorkens.
Die Abholung wurde für den nächsten Tag in Beutelsbach bei Passau vereinbart. Vor Ort stellte sich der Zustand des Essis weniger solide und vor allem weniger vollständig dar. Auf den ersten Blick stellte mein nüchternes Auge das Fehlen der Hupe, des Kettenschutzes, der Kette, des Werkzeugdeckels, des Batteriefachs, einer Tretkurbel und des Rückspiegels fest. Immerhin: die Blechteile waren fast vollständig, deren wahrer Zustand allerdings unter diversen Schichten Sprühlack und Wandfarbe verborgen. Anlass zur Hoffnung gab ein Tritt auf das noch vorhandene Pedal: der Motor war nicht fest.
Die Klärung der Historie des Essis scheiterte an einer mannshohen niederbayerischen Sprachbarriere. Beim Zerlegen kam dann wenigstens die Originalfarbe ans Licht: Maron.

Anbei ein paar Bilder zum Ausgangszustand.
Fortsetzung folgt.

Angefügtes Bild
Angefügtes Bild


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Viele Grüße
Max


KR51/1 - Teilrestaurierung 2016 --> läuft spitze
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ddr-driver
Geschrieben am: 02.03.2021, 18:29
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Schön, dass Du das Moped vorstellst. thumbsup.gif

Ob man den schwarzen Lack hätte entfernen können hmm.gif
So fachmännisch wie der aussieht wurde der Originallack sicher nicht angeschliffen.


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stimpy
Geschrieben am: 03.03.2021, 18:49
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Ja, daran hatte ich auch gedacht. Leider war der Lack wirklich hartnäckig und mehrschichtig, und den originalen Lack freizulegen erschien mit eher aussichtslos. - Aber wäre schön gewesen, wenn das geklappt hätte.


Teil 2 - Restauration einzelner Teile

Als das ungefähre Ausmaß des Neuaufbaus klar wurde, habe ich mir vorgenommen, das Projekt in kleine Teilprojekte zu zerlegen und mich nur darum zu kümmern. Eins der Teilprojekte war der Sattel. Zu diesem Thema gibt es ja hier im Forum sehr schöne und gründliche Ausarbeitungen, daher belasse ich es bei einem schmucken Vorher-Nachher-Bild.

Ein weiteres Teilprojekt war die Bremsankerplatte (Bremsschild) hinten. Die war sehr mitgenommen, hatte wohl mal einen Schlag von der Kette oder etwas anderem abbekommen, war mit Farbe bekleckert und stark verkeimt. Ich hatte schon mit dem Gedanken gespielt, eine neue Ankerplatte zu kaufen. Neuteile gibt es leider nicht und gebrauchte Teile sind auch recht rar und nicht wirklich günstig, zumindest was die Auswahl auf ebay, Kleinanzeigen etc. angeht. Teilemärkte wären da sicher ein Ausweg, aber dafür müsste ich erstmal in die Heimat kutschen. In Ermangelung an guten Gebrauchtteilen habe ich dann eine Aufarbeitung begonnen:

- Ankerplatte gründlich mit einer Messingbürste sauber gemacht
- Eine Art Behelfs-Guss-Form aus Klebebeband gebastelt
- Die ausgebrochenen Bereiche so gut wie möglich mit Flüssigmetall aufgefüllt und trocknen lassen
- Form grob mit Schleifpapier ausgebessert
- Mit Feinspachtel Unebenheiten ausgeglichen
- Nochmal geschliffen
- Mit Felgensilber besprüht

Wenn man genau hinguckt kann man sehen, dass ich die Form nicht ganz genau getroffen habe. Aber im verbauten Zustand ist da echt nichts zu erkennen.

--> Gelernt:

1.) Auch bei scheinbar hoffnungslosen Fällen lohnt sich ein Aufarbeitungsversuch
2.) Flüssigmetall wird bombenfest, lässt sich gut schleifen und ist eine gute Möglichkeit schadhafte Teile zu reparieren.

Hier das Bild vom Sattel

Angefügtes Bild
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Viele Grüße
Max


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stimpy
Geschrieben am: 03.03.2021, 18:51
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... und das Bremsschild hinten smile.gif



Angefügtes Bild
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Viele Grüße
Max


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der Lehmann
Geschrieben am: 03.03.2021, 20:42
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Klasse Sache mit der Bremsplatte. _clap_1.gif thumbsup.gif Du hast ein wichtiges Treil gerettet. Diese Ausführung ist recht selten. thumbsup.gif


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Viele Grüße, Jürgen

Teilnahme UT 1 bis UT 6 und UT 8 bis UT 13
UT 14 in der Sächsischen Schweiz im Jahr 2021 auch abgesagt!

"Das Können ist des Dürfens Maß!" Paul Preuß
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ddr-driver
Geschrieben am: 04.03.2021, 12:30
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Die Platte hätte man doch auch verzinken können, oder? Sollte doch mit Flüssigmetall gehen.


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SR57
Geschrieben am: 04.03.2021, 13:49
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QUOTE (ddr-driver @ 04.03.2021, 13:30)
Die Platte hätte man doch auch verzinken können, oder? Sollte doch mit Flüssigmetall gehen.

Flüssigmetall ist natürlich kein Metall rolleyes.gif

Er war hier kreativ und hat aus Müll ein ansehnliches Funktionierendes Teil gemacht.
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stimpy
Geschrieben am: 04.03.2021, 17:45
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Hallöchen zusammen,

es freut mich sehr, dass der Beitrag bei euch so viel Anklang findet. Vielen Dank für das positive Feedback smile.gif. Die Frage, ob man die Bremsplatte hätte verzinken können, hat schon ihre Berechtigung. Meines Wissens nach wäre das nicht möglich gewesen, da beim Feuerverzinken Temperaturen von ca. 450 °C auftreten, das Flüssigmetall aber schon bei um die 300 °C in die Knie geht. Marcel's Anmerkung ist aber sehr gut, weil sie zu der Frage führt, wo man sich als Schrauber in Sachen Aufwand und Originaltreue selbst positionieren möchte. Ich habe abgewogen, ob ich um jeden Preis jedes Teil erhalten möchte zum Beispiel einen total verrosteten Lampenring neu verchromen lassen möchte, oder ob ich mich vielleicht auch temporär mit einem China-Nachbau zufrieden gebe. Solche Dinge sind für manchen Essi-Liebhaber offenbar eine Art Glaubensfrage. Meine Haltung dazu war, dass der Essi mit meinen Fähigkeiten und Mitteln so originalgetreu wie möglich werden sollte, ohne dass ich mir übertriebenen Stress mache. Das Spektrum der kreativen Freiheit ist ja bekanntlich recht breit: Für manchen ist ein grell-pinker Grundton eine legitime Gestaltungsvarainte und andere beginnen bereits beim bloßen Anblick einer Imbusschraube im Lichtmaschinendeckel zu würgen smile.gif

Teil 3 -Schweißen, Spachteln, Lackieren, Linieren

Zum Thema Schweißen gibt es einen separaten Thread, in dem die Qualität der Arbeiten meines Karosseriebauers unterschiedlich beurteilt wurden. Für mich ist das Ergebnis akzeptabel und die Zeiten in denen der Essi von der Dorfjugend über den Acker geprügelt wurde sind ohnehin vorbei. Zum Thema Spachteln habe ich nichts Neues zu vermelden aber zum Lackieren möchte ich ein paar Erkenntnisse mitteilen:

Ich hatte mich zu unterschiedlichen Lackarten informiert, habe aber ehrlich gesagt ob der Vielzahl der Produkte und Hersteller etwas die Orientierung verloren. Daher habe ich einfach ein paar Lacke bestellt, von denen sich auf Grundlage der Datenblätter eine gute Verträglichkeit vermuten ließ.

Erster Versuch:

- Tristar Color RAL 3007
- Hamburger Lack-Profi Gelborange RAL 2000 Metalllack
- Dupli-Color Aerosol Art Klarlack

Ein Lackveträglichkeitstest auf einem Abfallblech hat mir schnell gezeigt, dass ich hier am falschen Ende gespart habe. Einige Teststriche mit einem sündteueren Schwertschlepper-Pinsel machten zudem meine handwerklichen Grenzen beim Linieren offenbar. So konnte das nichts werden.

Neuer Anlauf:

- Alle Lacke (Grundton RAL3007, Linierung RAL2000 und 2K-Klarlack) von nur einem Hersteller (Spray Max)
- Die Verträglichkeit mit dem darunter liegenden Rostumwandler TEROSON VR625 war gut.
- Die Linierung wurde mit Maskingtape abgeklebt und in 3-4 Sprühgängen aufgebracht. Das ist nötig, da sich in den ersten Sprühgängen die Farbe in der Kehle zwischen Blech und Tape ansammelt. Die Idee ist nicht von mir, ich habe das irgendwo gelesen und nachgemacht.
- Für die aus meiner Sicht sehr wichtige Linie auf dem Tank möchte ich die hervorragende Formvorlage in der Dokumentation von Uwe Galepp hervorheben Link

Da mir für die Abklebearbeiten die Nerven gefehlt haben, habe ich meine Freundin mal machen lassen. Die hat dann vom Ehrgeiz gepackt einige Stunden lang geschnippelt und geklebt. Jegliches Feedback die Linierung betreffend werde ich ungefiltert an sie weitergeben wink.gif

--> Gelernt:

- Lacke sollte man nur von ein und dem selben Hersteller nutzen
- Im Zweifel rettet dich ein Lackverträglichkeitstest vor einer bösen Überraschung
- Die Nutzung von Masking-Tape ist eine gute Methode um die Linierung für Laien beherrschbar zu machen, ist aber sehr arbeitsaufwändig.

Bild: Lackverträglichkeitstest mit sich abhebender Linierfarbe

Angefügtes Bild
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Viele Grüße
Max


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Geschrieben am: 04.03.2021, 17:46
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Bild 2 - Abgeklebte Linierung + fertiger Tank (hier noch ohne Abziehbild)

Angefügtes Bild
Angefügtes Bild


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stimpy
Geschrieben am: 04.03.2021, 18:20
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Bild 3

Angefügtes Bild
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Geschrieben am: 04.03.2021, 18:50
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Respekt an Deine Freundin! _clap_1.gif
Diese ganze Abklebarbeit.. ph34r.gif

Für Deine Mittel ist das ein super Ergebnis, besser als diese Klebelinien.

Ich kenne einen Handlinierer sehr gut, der liniert meine Teile freihand. Diese Leute, die auch noch Ahnung davon haben wo und in welchem Winkel die Linien verlaufen, werden leider immer weniger.


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SR57
Geschrieben am: 05.03.2021, 08:31
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Linierung ist sehr gelungen !

Die meisten Handlinien sind bei restaurierten Fahrzeugen fehl am Platz, zu Dick oder gerade die auf dem Tank völlig verhauen.
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Wolfgang
Geschrieben am: 05.03.2021, 16:37
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Übrigens: Die Bremsschilder dürften auch nie feuerverzinkt worden sein, sondern galvanisch verzinkt.


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SR57
Geschrieben am: 05.03.2021, 18:34
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QUOTE (Wolfgang @ 05.03.2021, 17:37)
Übrigens: Die Bremsschilder dürften auch nie feuerverzinkt worden sein, sondern galvanisch verzinkt.

Sehr guter Hinweis.

Einige Leute sind auch felsenfest überzeugt dass die Karosse ihres PKW Feuerverzinkt ist rolleyes.gif biggrin.gif
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Wolfgang
Geschrieben am: 06.03.2021, 10:36
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QUOTE (SR57 @ 05.03.2021, 18:34)
Einige Leute sind auch felsenfest überzeugt dass die Karosse ihres PKW Feuerverzinkt ist.

Womit sie auch Recht haben können.


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