Moin zusammen,
na gut ... 3 Meinungen sind zwar keine repräsentative Menge, aber der Tenor ist eindeutig. Ich fange heute mal an und jeden Tag kommt was dazu. Ich denke, es dürfen auch Zwischenkommentare gemacht werden, so weiß auch ich, ob jemand an bestimmten Stellen schon mal Probleme hatte oder wenn jemand der Meinung ist: "das ist eine blöde Idee" oder "das hättest du so machen müssen" oder "gefällt mir (nicht)"... oh man, das wird sicher zeitweise peinlich
Vorab noch ne Frage: Kann man eigentlich auch mehrere Fotos am Post hochladen, oder immer nur eines?? --> dann werden es viele Post´s
LOS GEHT´S
Aufbau einer SIMSON SR2
01.09.2016
Kurzes Vorwort
Ich möchte hier nun jedem Laien, der wie ich mit dem Gedanken spielt ein altes Moped wieder flott zu machen, meine Erfahrungen schildern. Ich starte bei absolut “Null”. Ich habe keine Ahnung vom Schrauben, keine Ahnung von Karosseriearbeiten und keine Ahnung von der genauen Funktionsweise eines Motors oder der Elektrik. Ich kann nicht schweißen und kenne auch sonst niemanden, der mir in schweren Stunden die Arbeit abnehme oder mal schnell umsonst etwas zuarbeiten kann. Ich habe als Kind weder am Fahrrad geschraubt, noch nennenswert mein Moped frisiert. Meine Vorkenntnisse hinsichtlich der KFZ-Instandsetzung beschränken sich auf die Selbstmontage einer Anhängerkupplung bei meinem Peugeot 508 und die Instandsetzung eines Anhängers, den ich auseinander gebaut, gesäubert, geschmiert und mit einem neuen Boden ausgestattet habe. Das war´s.
Alles was ich habe ist Interesse, das mal auszuprobieren. Ich schildere hier auch meine Überlegungen und Gedankenspiele hinsichtlich der Kosten und eine Selbsteinschätzung meiner Fähigkeiten, bestimmte Arbeiten durchzuführen. Ich bin gern bereit, etwas dazu zu lernen, werde mir aber sicher nicht für teuer Geld eine Werkstatt mit High-End Werkzeug anschaffen.
Ich möchte einen jeden anderen “Greenhorn” damit Mut machen ;-) es einfach mal auszuprobieren. Ich denke, man wächst mit seinen Aufgaben und lernt immer dazu. Es wird sicher Abschnitte geben, wo die Profis einfach nur über meine ganze Blödheit und meine Fehler lachen werden (ich bin sicher, die Fehler werden kommen) und den Kopf schütteln. Ist mir aber egal. Jeder fängt mal bei Null an.
Die Vorüberlegung
Womit soll ich anfangen? OK, ich wohne bei Plauen im Vogtland und da liegt es nahe, sich an einer Simson SR1 oder SR2 zu versuchen, da hier jährlich das weltgrößte SR-Treffen stattfindet. Auch wenn ich noch nie dabei war, hoffe ich natürlich, den einen oder anderen örtlichen Schrauber kennenzulernen, der mit mir sein Know-How teilt.
Was soll entstehen?
Bevor ich mich daran mache, eine SR zu kaufen, lege ich mal fest, was ich überhaupt bauen will und worauf ich Wert lege. Ich stelle mir eine moderne Interpretation der SR als Naked-Bike vor. Das heißt, ich möchte das Moped nicht in den Originalzustand versetzen, obgleich ich versuchen werde, so viele Originalteile zu verwenden, wie es möglich ist und wie ich es mir leisten kann. Es soll von der Konstitution her zum Schluß einem Neufahrzeug gleichen. Ich weiß natürlich um den Shitstorm, der mir entgegen blasen wird, wenn ich mal mit den Nostalgikern der Szene zusammentreffen werde. Sprüche wie: “Wie kann man denn den schönen SR so verunstalten?” sind da quasi schon vorprogrammiert :-). Aber egal. Jetzt wo ich das weiß, weiß ich auch in etwa, was ich an Bauteilen brauche und auf was ich verzichten kann. Dies ist natürlich wichtig für die Überlegung, auf welcher Basis die Arbeit beginnt.
Die Basis und eine naive Kostenprognose
Ich möchte meine Sache zwar ordentlich machen, setze mir aber eine Kostengrenze von 1200 bis 1500 EUR, dann sollte das Teil in der Garage strahlen. Daraus ergeben sich mehrere Möglichkeiten, mit welchen Mitteln dieses Ziel erreicht werden soll.
Möglichkeit 1:
Ich kaufe mir einen schrottigen Scheunenfund, gammlig, unvollständig, unberechenbar - kostet 200 - 250 EUR? Klingt erstmal günstig. Da ich aber wie gesagt nicht mal eine Schweißnaht selber machen könnte, scheint mir dies sehr riskant zu sein, da man nie weiß, was einen erwartet, wenn man die nächste rostige Schraube gelöst hat. Und immer auf Dienstleister zurückgreifen zu müssen, wird garantiert zu teuer.
Möglichkeit 2:
Es wäre auch eine typische Restaurtationsvorlage vorstellbar - fast vollständig, Bleche rostig, beulig, Motor und Funktion aller Bauteile ungewiss - kostet 300 - 500 EUR? Ein halber Tausender ist aber schon eine Hausnummer und da sollte man sich schon sicher sein, dass man möglichst viele der Bauteile wiederverwenden, selber aufarbeiten, dengeln, spachteln, schleifen, strahlen, biegen und flexen kann. Für einen Anfänger wie mich, der noch nicht einschätzen kann, welchen Aufwand und welche Kosten das Aufarbeiten, Dengeln… verursachen, ist dies eine große Unbekannte, die womöglich das Budget sprengt.
Möglichkeit 3:
Ich besorge mir eine fahrtüchtige Alternative, die lediglich einer Renovierung bedarf - kostet 700 - 900 EUR. Klingt gut, damit ist aber das halbe Budget fort. Dennoch, das sollte eigentlich machbar sein. Auseinanderbauen, schick machen, strahlen, pulvern, säubern, fetten und Kleinteile austauschen und wieder zusammenbauen. Würde ich auch tun, wenn ich vor hätte, an den originalen Zustand heran zu kommen.
Möglichkeit 4:
Ich zahle jemandem 1500 EUR für eine ordentlich hergerichtete SR und behaupte, ich hätte sie gebaut. Das ist einfach und schnell … aber irgendwie nicht das, was ich wollte. Ich wollte ein bisschen schrauben und meine Vorstellungen umsetzen.
Möglichkeit 5:
Ich baue die SR aus lauter Einzelteilen, die ich mir in mühevoller Kleinarbeit beim Auktionshaus und bei Kleinanzeigen zusammen suche. Das ist viel Arbeit, aber für einen Anfänger hat dies den Vorteil, dass er sich die Teile, an die er sich nicht selber heranwagen will, bereits in dem Zustand besorgen kann, mit dem er selber schon was anfangen kann.
Die große Schwierigkeit: Ich weiß im Augenblick noch gar nicht, welche Teile überhaupt dran müssen. Grob erkennt man das ja, aber welche Lager, Ringe und Gummis sich überall verstecken, muss man erstmal herausfinden. Ich will ja nicht, dass ich irgendwo eine Unterlegscheibe vergesse und das ganze Ding nach 2 Wochen wieder in seine Einzelteile zerfällt ;-) Es würde zum Schluss ein Hybrid aus Teilen unterschiedlichster Herkunft entstehen.
OK, ich habe mich entschieden, es wird Variante 5. Ganz grob stelle ich nun erst einmal eine Kostenschätzung auf in der Hoffnung, dass ich zum Schluss mit meiner Prognose hinkomme, außerdem zeigt sie mir, ob ich jetzt lieber noch einen Rückzieher machen sollte. Die Beträge beziehen sich auf Gebrauchtteile, die ich im Netz gefunden habe und die meinen Vorstellungen entsprechen (inkl. Versand):
Rahmen 90 EUR
Vorderradgabel und Schwinge 50 EUR
Gabelfedern und Führungen 35 EUR
Hinterradschwinge 35 EUR
Zentralfeder-Element 30 EUR
Tank 85 EUR
Sattelstange 15 EUR
Sattel (kein Original) 120 EUR
Auspuff komplett (Replika) 120 EUR
Motor (all inkl., gesäubert, elektr. Zündung) 410 EUR
Vergaser (etwas Tuning) 75 EUR
Lenker (Replika) 35 EUR
Räder komplett mit Naben, Reifen, Bremsen , Achsen etc. 170 EUR
Ständer 50 EUR
Scheinwerfer mit Zündung komplett 150 EUR
Pedalarme / Pedale 120 EUR
Kleinteile die mir jetzt schon einfallen:
Benzinhahn 15 EUR
Satz Bowdenzüge 25 EUR
Kette 20 EUR
Tankdeckel 20 EUR
Rückleuchte 20 EUR
Griffe und Schaltergarniur 120 EUR
Lenkungslager 30 EUR
ggf. neue Speichen / Nippel 30 EUR
Hupen-/Abblendlichschalter 30 EUR
Gummis und Kleinteile 50 EUR
2 Spiegel 35 EUR
Kettenblech 40 EUR
Bremsstange 20 EUR
Hupe 40 EUR
SUMME 2055 EUR
Ach Du Sch****...ich glaube ich falle vom Stuhl!! Auch wenn das so ziemlich alles sein dürfte (HOFFENTLICH) ist das schon ganz schön heftig. Hinzu kommen ja auch noch das Sandstrahlen und Pulvern. Jetzt muss ich mich erstmal davon erholen und überlege mir, wie und ob es überhaupt weiter geht.
02.09.2016
Ein Tag später und ich habe mich immer noch nicht ganz von dem Schock erholt. Aber aufgeben ist nicht. Ich werde aber wohl oder übel Kompromisse eingehen müssen. Also verabschiede ich mich zuerst von der Vorstellung, ein optisches “Neufahrzeug” aus Originalteilen herstellen zu wollen. Dann müssen eben Teile herhalten, die auch mal einen Kratzer haben, z.B. beim Tankdeckel, Griffarmatur und Lampenset. Vielleicht auch einen günstigere Sattel, obwohl ich mich eigentlich auf einen schönen honigbraunen Brooks mit Federn eingeschossen habe. Tank und Rahmenteile werden möglichst billig eingekauft. Ich hatte eigentlich vorbehandelte Teile im Sinn, aber ich vermute das der Lackierer sowieso sagt, dass er die Teile noch mal vorarbeiten muss, also nehme ich optische Abstriche beim Einkauf in Kauf, in der Hoffnung, dass diese der Lackierer für wenig Geld verschwinden lässt.
08.09.2016
Irgendwie komme ich so auf keinen grünen Zweig. Mir fehlt die Übersicht. Also habe ich mich nun entschlossen, doch eine SR2 als Restaurationsobjekt zu kaufen, die Teile möglichst zu retten und zu hoffen, dass der Posten an Neuteilen nicht allzu riesig wird.
SR2 Restaurationsobjekt 450 EUR
Sieht zwar auf den ersten Blick ganz gut aus, aber bei genauerer Betrachtung offenbaren sich aber schon deutliche Mängel: defekte Lampen, kein Auspuff, fehlender Vergaser, weder Bremsstange noch Kette, Felgen zugeschmiert, Bowdenzüge und Armaturen hinüber, Bleche verbeult… Außerdem hält das Ding mit sonstwas für Schrauben zusammen, nur nicht mit den Passenden. Oben genannte Liste ist somit erst einmal hinfällig, da ich nun die SR auseinandernehmen und schauen muss, was ich dadurch jetzt alles schon habe und weiter verwenden kann.
Da ich ja blöderweise bereits mit der Einzelteil-Organisation begonnen hatte, ergibt sich daraus, dass ich nun diverse Teile doppelt habe: Tank,Tankdeckel, Hupe, Armaturen, Räder und Motor.
Außerdem sind Teile da, die ich gar nicht brauche: Kettenblech, Schutzbleche vorn und hinten, Sattel, Gepäckträger, Originallenker, Federkasten.
Der Plan ist nun, alles etwas aufzuarbeiten und wieder zu verkaufen, um die Anschaffungskosten der SR2 wieder rein zu holen.
Angefügtes Bild