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> Interne Preise in der DDR
mulchhüpfer
Geschrieben am: 08.09.2015, 19:26
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Mir hat sich eine Frage ergeben, die sich offenbar gar nicht so einfach beantworten lässt - weiß jemand etwas dazu?

Und zwar: Offizielle Neupreise gab es ja nur für Fahrzeuge, die privat gekauft werden konnten (oder exportiert wurden). Was aber war mit den anderen Fahrzeugen? Wurden die einfach entsprechend der Bedarfsmeldungen und Prioritätenliste "verteilt", oder gab es intern auch Neupreise, z.b. für einen W50 ?

Viell war ja damals jemand in nem DDR-betrieb und erinnert sich wie das lief? Von einem Neupreis für einen W50 fürs Inland habe in jedenfalls noch nichts gehört. Andererseits wurden ja durchaus auch Bilanzierungen innerhalb der Staatsbetriebe vorgenommen hmm.gif


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phänomario
Geschrieben am: 08.09.2015, 20:28
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Ich habe da einen Rechnungsbeleg für einen glaub B1000 der von einem VEB an einen Selbständigen Handwerker verkauft wurde. Völlig fertig das Teil aber noch ordentlich was Wert. Damals!
Ich muss das am WE mal raus suchen.


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Grüße Mario

DAS DDR-Fahrradwiki
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mulchhüpfer
Geschrieben am: 08.09.2015, 21:18
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Das wär schon mal interessant auf jeden Fall! Allerdings geht das an der eigentlichen Frage vorbei. Es geht ja darum, ob überhaupt, und wenn ja, was für Preise es gab, wenn der B1000 z.B. an das städtische Krankenhaus geliefert wurde.


PS: die Frage kam ürsprünglich in der Diskussion zu einem Wikipedia-Artikel auf, zum MAS-200. In der russ. Wikipedia steht, dass es zwar einen Rubel-Neupreis gab, der LKW aber nicht an privat verkauft wurde. Das wurde so in die deutsche Wiki übernommen. Entweder die Aussage ist falsch, oder es gab tatsächlich so etwas wie "interne" Neupreise. https://de.wikipedia.org/wiki/MAZ-200


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phänomario
Geschrieben am: 09.09.2015, 06:13
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Privatpersonen konnten meines Wissens nach keinen neuen B1000 in der DDR kaufen.


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Grüße Mario

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mulchhüpfer
Geschrieben am: 09.09.2015, 12:54
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Erzählte nicht NorbertE, dass er damals privat einen Barkas bekam, oder war das ein Gebrauchter, Norbert?

Jedenfalls wurden Barkas unter anderem an Familien zugeteilt, die mehr als drei Kinder hatten. Aber auch da bin ich mir nicht sicher, ob das wirklich Neufahrzeuge waren. Angeblich sollen solchen großen Familien sogar ausgemusterte Tschaikas zugewiesen worden sein, so schreibt es jedenfalls Werner Oswald in "Kraftfahrzeuge der DDR" blink.gif Dem sozialistischen Gedanke würde es jedenfalls entsprechen ^^

Inzwischen bin ich auf einen interessanten Begriff gestoßen: IAP = Industrieabgabepreis. Das scheint der Preis gewesen zu sein, mit dem Waren innerhalb der Staatsbetriebe intern abgerechnet wurden. Die einzige Info die dazu bisher auftauchte ist, dass ein W50 mit Aufbauspritze einen IAP von 63 900 Ostmark hatte. http://www.ddr-landmaschinen.de/geraete/geraete_import.htm Die Angabe stammt allerdings von 1990 hmm.gif

Echt komisch wie wenig man zu dem Thema überhaupt findet im Netz. Aber gut, nicht viel mehr würde man wahrscheinlich finden, wenn man fragt, wie der Preis für einen 5er BMW ist, wenn dieser von einem BMW-Händler direkt bei BMW bestellt wird. Z.B. als Vorführwagen. (oder als pseudo-Dienstwagen für gute Freunde, wie auch immer biggrin.gif )


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Otto
Geschrieben am: 09.09.2015, 17:43
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Die Frage ist sehr interessant. Wenn man die zuende denkt, kommt man zum Währungs und Wirtschaftssystem der DDR. Ich habe das mal mit dem Vater einer Freundin, der im Rat des Kreise für Wirtschaftsangelegenheiten verantwortlich war, diskutiert. Es gab für solche Güter (Mähdrescher, LKWs, Maschinen usw.) einen Preis in Mark der DDR. Deswegen konnten sich Betriebe aber trotzdem nicht einfach einen W50 kaufen. Zonengeld hatte jeder DDR-Betrieb im Überfluss. Um aber "werthaltige" Dinge zu kaufen, brauchten die irgendwas anderes, eine Art Parallelwährung, ich nenne es mal "Plankennzahlen" Jeder Betrieb hat für seine Produktion so und so viele Plankennzahlen von der staatlichen Plankommission in Berlin zugewiesen bekommen. Und mit diesen Plankennzahlen konnte er dann Investitionsgüter "kaufen", bezahlen musste der die totzdem nach dem Listenpreis in Mark der DDR. Interessanterweise wurde in den Plänen festgelegt, dass es jedes Jahr eine Produktivitätssteigerung von so und so viel Prozent geben musste, dass heißt, wenn ein Betrieb z.B. Schuhe hergestellt hat, hat er für die gleiche Menge Schuhe jedes Jahr weniger "Plankennzahlen" zugewiesen bekommen. Auf der anderen Seite stieg der "Preis" in Plankennzahlen für Investitionsgüter jedes Jahr. Womit es jedes Jahr schwieriger wurde in die Produktionsmittel zu investieren. Einige "big player" waren von diesem Sytem ausgenommen, z.B. NVA, GST, einige Ministerien, SDAGs und einige "Sonderstäbe" z.B. die Kreisräte, die für die Freilenkung von Bergbauflächen für die Braunkohle verantwortlich waren. Für diese galt: "Geld wird gedruckt." Die bekamen einfach, was sie "anmeldeten".

Die Feststellung, die du gemacht hast, dass man darüber so gut wie nichts liest oder im Netz findet und Leute die damals damit beruflich zu tun hatten auch äußerst schweigsam sind, habe ich auch schon gemacht. Eventuell könnte es sein, dass man aus unterschiedlichen Gründen verheimlichen will, dass der "DDR-Sozialismus" auf der Ebene von "richtigem Geld" viel kapitalistischer war, als die meisten glaub(t)en, bzw. das die DDR dem heutigem System viel ähnlicher war als man den Leuten zugeben möchte. Die Einführung einer Parallelwährung wird ja immer wieder diskutiert z.B. zuletzt für Griechenland, wobei die eigentliche Frage ist, ob der Euro nicht auch schon "Falschgeld" ist.


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mulchhüpfer
Geschrieben am: 09.09.2015, 20:41
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Interessant, dass diese Plankennzahlen schon den Charakter einer zweiten Währung hatten. Mindestens aber den Zweck einer Prioritätenliste. NVA ist bekannt, aber z.b. gab es auch Verteilungsschlüssel für gelieferte Bananen. Die gingen zuerst an Krankenhäuser, Kinderkrippen und Parteibonzen. Wenn was übrig war, kam es noch in den Einzelhandel. Und da auch wieder zuerst Berlin und dann die Provinz usw. usw.

Dass die Investitionen immer schwieriger wurden, hängt auch mit der Gesamtaustrichtung der Wirtschaft zusammen. Honecker war - im Unterschied zu Ulbricht - gar nicht daran interessiert, die Investitionen möglichst groß zu haben. Im Gegenteil, er betrachtete das sogar als Hindernis und sah die Verwirklichung des Sozialismus vor allem im Ausbau der Konsumtion. Die Folge: Die Rate der Akkumulation für produktive Investitionen ging von 16,1 % 1970 auf 9,9 % 1988 zurück. Ulbricht sagte über Honecker, er sei ein "noch grüner, unreifer Kommunist".

Dieser Mensch könnte uns sicherlich einiges interessantes erzählen:
Dr. Manfred Domagk (Jg. 1939)
Ökonom
1978–1990 Staatssekretär im Amt für Preise beim Ministerrat der DDR
http://www.kombinatsdirektoren.de/experten...red-domagk.html

Ich war vor ca. 3 jahren auch mal bei einer Gesprächsrunde mit Edgar Most dabei. Solche Veranstaltungen gibts schon immer mal, sie werden nur sehr wenig beworben.


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