Eigentlich sollte es gar keine richtige Restauration werden, war es ja auch eigentlich nicht, da ich meine Finger von Getriebe und Co. gelassen habe (besser so ....)
Der Motor war eigentlichn na ja .... ich sags besser nich (könnten ja Kinder mitlesen)
Und so widmete ich mich dieser Aufgabe :
Nachdem das Fahrzeug erstmal entkalkt und keimende Pflanzensamen sowie Mäusenester aus dem Auspuff verbannt wurden, kam ich auf die Idee, einen vorsichtigen Blick in den Motor zu riskieren, was sich auch als goldrichtig erwies, denn das Ding war nicht nur verkeimt, es war ein Zustand, der jeden Mopedkenner vor Schreck zum Busfahrer mutieren ließ und jegliche Hoffnung wie ein Strohhalm im Wind zerbrechen ließ - - ein Bild des Schreckens - !!!
(Aufgrund psychologischer Probleme sehe ich von einer detaillierten Veröffentlichung der Bilder, die ich sowieso gottseidank vergaß zu machen, ab.)
Nun gut, ich begann mit der Totalrenovierung des Geschützes, das den Eindruck machte, es hätte einige Jahrhundertwenden im sanften Schlaf und von Rost und Dreck umhüllt in einer Grotte mit 98% Luftfeuchtigkeit verbracht und ich erkannte, was der Unterschied zwischen einer Renovierung und einer Restauration, besser zwischen einer Routine-Operation und einer Wiederbelebungsmaßnahme, ist.
Der Motor mochte vielleicht von außen ganz OK aussehen, doch hinter der Seitenblende öffnete sich ein Abgrund des Grauens!
Wo sollte ich anfangen? Mit dieser rhetorischen, aber nicht minder ernst gemeinten Frage begann ich mit der Arbeit und beanspruchte gerne und mit weiser Vorraussicht die Hilfe meines Bruders Henning G. , der bezüglich dieser Geschichte verständlicherweise anonym bleiben will, obwohl ihm das Trauma noch tief im Innern sitzt.
Zuerst das Übliche: Zylinder, Kolben, Kanäle, Pleuel, Kurbelwelle --> i.O. (erstaunlicherweise - na ja, wahrseinlich durch Fett und mitlerweile festgebrannten Dreck unbehelligt geblieben). Danach die rechte Seite, also Lüfterrad, Schwungmasse (Magnet), Grundplatte. Letzteres machte hierbei den meisten Ärger, denn die Unterbrecherhämmerchen waren mitlerweile zu einem glücklichen Paar geschweißt, das nur noch der Tod scheiden konnte . :-)
Neuer Kondensator und Hochspannungsleitung sowie Zünd- und Lichtspulen gesellten sich dazu und sie verstehen sich bis heute prima.
Dann die linke Seite, d.h. Kupplung. Diese habe ich nur auseinandergenommen (ich musste ja sowieso neue Simmerringe auf beiden Seiten reinmachen) und gründlich gereinigt, neue Beläge und dann nur grob eingestellt, Feineinstellungen kommen ja sowieso erst später.
Also war das auch abgehakt und mit neuem Elan und angestachelt durch einen Besuch beim hiesigen Zweiradservice, der einen neu aufgebauten Star stehen hatte, der in einem besseren Zustand ist als bei der Auslieferung in den Siebzigern (so ähnlich wollte ich ihn auch haben, nur nicht ganz so überkandiedelt und mit seinen charakteristischen Eigenzügen, d.h. veränderter Gepäckträger; angsteinflößende Raubvogelschnabel-Bemalungen am vorderen Kotflügel in schwarz, von denen ich dann doch lieber Abstand gewann, ein Star ist eben kein Habicht :-) ) Zurück zum Motor: Auf mich wartete der Vergaser und der Luftfilter.Letzteres wieder i.O.(nur gründliche Reinigung), sodass nun der Vergaser an der Reihe war. Lange Rede, kurzer Sinn, ich habe einen neuen (d.h. eigentlich einen sehr guten gebrauchten von der Schwalbe, der aber bis heute gute Dienste verrichtet) eingebaut. Der alte war einfach nur, wie ich es immer so schön und wohl artikuliert auszudrücken pflege, für`n Arsch. Festgehärtetes Öl, Dreck und Rost hatten den Schwimmer etwa um das doppelte vergrößert, während alle Düsen und Ventile dicht wie die Lippen eines Schweigemönches waren. Das Schwimmergehäuse war von innen mit einem bräunlich-weißen Überzug versehen, die Schwimmernadel war verbogen und der Schieber bewegte sich auch nicht vom Fleck.
Nachdem am Motor erstmal nichts mehr zu machen war, stürzte ich mich auf den Rest.
Ritzel, Kette, Mitnehmer, Bremsen wurden einer Erholungkurr und Reinigung unterzogen, Erneuerung schlechter Verschleißteile und Dichtungsringen versteht sich von selbst und die Federbeine kriegten das, wovon sie ihren Namen haben, nein, nicht Beine, sondern Federn und neues Öl.
Verkleidungen (Optik) und Elektrik ließ vorerst außen vor, erst wollte ich sehen, ob er fährt (mein Bruder bestand darauf, dass das Ding erst verschönert wird, wenn die Technik hinhaut). Und so begab ich mich todesmutig auf eine erste Testfahrt nach über 16 Jahren Dornröschenschlaf (Ich war da übrigens auch gerade erst 16 habe aber im Gegensatz zu meinem motorisierten Seelenverwandten nicht in einer Garage neben einem Trabnat-Kübel geschlafen und bin vor mir hergerostet, obwohl ich das von besagtem Dornröschen auch nicht hundertprozentig weiß. :-) ). Und dank viel technischer Sophistik (für alle Nicht-Griechen: Überredenskunst), Motorregenerierung und einer Menge Starterspray erwachte der 50-Kubik - Heuler zum Leben, das sollte auch das ganze Dorf wissen, schließlich hatte ich noch keinen Auspuff dran (am Krümmer abgenommen), damit sich erstmal alles freibrennen konnte, was einst bei der Motoröffnung hineingelangt war, und der Bremsenreiniger in den Kanälen, dem Kurbelgehäuse und dem Zylinder (Brennraum) machte sich in From eines Knalls gefolgt von einer 1,5m langen Stichflamme bemerkbar. Prima! Jetzt war gleich noch der Krümmer ausgebrannt!
Nach ein paar Minuten Laufzeit nahm ich den Choke raus und wollte losfahren - abgewürgt. Mist (und peinlich, da sich mitlerweile die halbe Dorfjugend zum Gaffen und Gute-Ratschläge-Verteilen eingefunden hatte) ! Doch er sprang wieder an und ich auch wieder drauf und ehe ich mich versah, fuhr ich los.
Schön, der Tacho zeigte nichts an, der dritte Gang sprang immer wieder raus, das Hinterrad mit den verrosteten Speichen, zu denen ich übrigens schon vorher kein Vertrauen hatte schaukelte das Fahrzeug immer mehr auf und der Motor wurde immer schneller - und lauter - , da sich irgendwie der Gasbowdenzug am Vergaser verhakelt hatte. Langsam stellte sich Todesangst bei mir ein und ich wollte so schnell wie möglich wieder zurück.
Zuhause fragte mich mein Bruder, wie`s war und ich antwortete:"Na ja, großer Mann auf kleinem Moped halt`."Dann bemerkten wir den Platten am Hinterrad und einerseits zufrieden, andererseits verärgert und ich dem Tod von der Schippe gesprungen, machten wir uns wieder in die Werkstatt und fuhren fort. (Allerdings nicht mit dem Moped, sondern mit der Reperatur des selbigen.)
Natürlich vergaß ich wie schon öfters von allem Bider zu machen, aber was soll`s, schließlich zählt ja das Endresultat.
...
hier mal noch ein Gesamtbild der Basis:
Angefügtes Bild