Liebe Freunde,
aus dem Anlass heraus, dass wir hier immer mehr werden (was ja prinzipiell auch gut so und gewünscht ist), habe ich hier eine lustige Erklärung des Internets und von Foren, die so noch nicht publik ist, wo ich aber vom Autor die teilweise Freigabe habe. Die fehlenden Teile habe ich ergänzt
Was mich bisher freut, dass wir einen sehr freundlichen Umgangston haben und dass da noch nirgends administrativ eingegriffen werden musste. Das ist bezüglich anderer Foren und der vielen Charaktere, die sich treffen, durchaus hervorzuheben.
Das Internet
Das Internet als solches ist ein Haus am Rande der Zivilisation. Zum Hinkommen muss man schon erst mal ganz schön zahlen..fürs Transportmittel, weil es sehr, sehr weit weg ist. Und dann stehn vor diesem riesigen Haus auch noch so Kassenhäuschen ähnlich Denen, die vor der KFZ-Zulassungsstelle stehn, wo man die Schilder kaufen kann oder muss. Ausser, dass es Geld kostet, darf man von den Kassenhäuschen-Inhabern nicht erwarten, dass man entweder in das Haus eingewiesen oder sogar begleitet wird. Das ist „optional“ und kostet noch mehr Geld.
Hat man das Alles zähneknirschend gelöhnt, wird man eingelassen und befindet sich in dem Haus mit vielen Fluren und Türen, die teils verwirrende Namen tragen.
Da gibt es „Hustensaftschmuggler“, „Plastebienenzüchter“, „schiesswütige Pilzsammler“ und den „Verein der Honigkuchenpferde“. Auch bekannte Namen aus dem richtigen Leben fehlen nicht.
Gleich vorn am Eingang steht aber eine bunte Maschine, der man seine Wünsche diktieren kann (wegen Wünschen ist man ja da!). Daneben stehn noch ein paar weniger bunte Teile, die man aber ob der Unscheinbarkeit erst mal ignoriert. Der Bunte muss es wissen!
Man hat nun seinen Wunsch gesagt und denkt sich: Jetzt wird Alles gut! Weit gefehlt, denn der Bunte spuckt unzählig viele angebliche Wunscherfüller aus. Na gut, der Bequemlichkeit halber probiert man es mit dem Ersten. Man drückt beim Bunten auf den Knopf neben dem ersten Wunscherfüller und erstaunlicherweise muss man gar nicht durch die vielen Flure mit den vielen Türen-nein: direkt neben dem Bunten öffnet sich eine Tür, man geht rein und befindet sich in einem Flur, wieder mit vielen Türen. Das Gute an den Türen ist, dass eigentlich immer was draufsteht, wenn auch manchmal unverständlich oder gar irreführend oder in japanisch. Diese Türen kann man aufmachen. Die meisten jedenfalls, denn an manchen ist ein Zahlenschloss oder gar ein Münzeinwurf. In den unterschiedlich grossen Räumen hinter den Türen kann man nun suchen, ob einem der eigentliche Wunsch nun erfüllt wird. Meist ist dies in dem ersten Flur, den man beim Bunten gewählt hat, nicht der Fall. Also zurück zum Bunten und ein paar andere Flure durchstöbert.
Komischerweise trifft man in dem ganzen Haus keine einzige Menschenseele, obwohl vorher im richtigen Leben jeder gesagt hat, dass da jeder öfter da ist. Man ist schlicht und ergreifend allein.
Aber gut, als Individualist schätzt man die Einsamkeit, kein orientalischer Basarhändler versucht einem was aufzudrängen und reden muss man auch mit niemand.
Und dann hat man beim Bunten endlich den ultimativen Wunscherfüller-Türentip gefunden!
Rein geht’s in den Flur, in jede Tür geschaut, die Welt dahinter ist bunt! Das isses! Man sieht Sachen, da hat man noch gar nicht dran gedacht, dass man sich die wünschen kann! „Diesen Flur merk ich mir“ denkt man und geht erst mal wieder nach Hause.
Der Rückweg ist komischerweise kostenfrei und geht auch viel schneller. Zuhause angekommen, bekommt man von seiner Familie empört die Frage gestellt: „Wo warst Du die letzten beiden Tage?“ Verdutzt schaut man auf den Kalender und Tatsache: man war lange fort.
Aber man hat sich ja klugerweise den Flur gemerkt; es geht also schneller in Zukunft!
Und bei der nächsten passenden oder unpassenden Gelegenheit fährt man wieder zu dem riesigen Haus, bezahlt seinen Transport und den Eintritt (den Bunten lässt man links liegen, der hat nun seine Schuldigkeit getan) und schnurstracks rein in den gemerkten Flur. Jetzt ist Zeit, sich hinter den einzelnen Türen mal so richtig umzusehn. Wieder trifft man keine Menschenseele, keinen, der irgendwie stört, obwohl angeblich alle dort sind.
Intressant ist auch, dass in den meisten Fluren (man kennt sich in dem Haus dank des Bunten schon halbewege aus) Türen sind, hinter denen sich Kaufhäuser aller Grössen verbergen. Man kann schlichtweg alles kaufen! Nur wenige Flure habe keine Kaufhäuser. In dem gemerkten Flur gibt es eine Tür, da steht „Forum“ dran. So...hmm. Aus dem früheren Leben als Zootier kennt man Forum noch als Scheck, aus der lange zurückliegenden Schulzeit als eine Art Marktplatz. Aber egal, auf einem Marktplatz muss man ja nicht unbedingt was kaufen. Man kann auch nur drübergehn und vielleicht lernt man nette Leute kennen. Die Zeit der Forumschecks ist eh lange vorbei, also rein!
Und wieder ein Flur mit vielen Türen! Es ist schlimm mit den Türen: hinter jeder Tür kann wieder ein Flur mit wieder Türen lauern und man muss höllisch aufpassen, dass man nichts vergisst oder sich gar verirrt. Raus findet man aber Gott sei dank in jedem Fall wieder.
Und jetzt trifft man auch plötzlich auf Menschen!!! Gesichtslos zwar, aber jeder hat ein Namensschildchen umhängen. Es sind mitunter lustige Namen, manchmal auch nur Nummern.
In einigen Fluren kann man auch ohne Anklopfen einfach durch diese Tür eintreten und ist quasi für die hinter der Tür befindlichen Personen „unsichtbar“ In anderen Fällen muss man seine Visitenkarte in eine Box schieben; erst dann geht die Tür auf. Man kann eintreten, ist „sichtbar“ und wird vielleicht von dem Einen oder Anderen argwöhnisch gemustert.
Egal ob „sichtbar“ oder „unsichtbar“: Man findet in den Räumen hinter diesen einzelnen Türen mal mehr, mal weniger Personen und auch mal einen völlig leeren Raum. Zwischen den Räumen, auf dem Flur und durch die Eingangstür ist ein reges Kommen und Gehen. Es gibt Welche, die grüssen sich, aber es gehen auch Welche grusslos aneinander vorbei.
In jedem Raum steht ein Computer, der aufgezeichnet hat, was in diesem Raum seit dessen Einrichtung einmal gesprochen wurde. Auch auf dem Flur steht einer; der ist grösser, weil er parallel alle Räume aufgezeichnet hat.
An diese Computer kann man sich nun als „sichtbarer“ oder „unsichtbarer“ setzten und mal so ein wenig schaun, was in den Räumen oder in Mehreren oder auf dem Gang so los gewesen ist. Dabei stellt man fest, dass Welche oft hier sind, manche waren nur einmal da und es wird eigentlich fast nichts verkauft, sonder viele diskutieren über mehr oder weniger bekannte oder unbekannte Dinge; manchmal auch über kompletten Schwachsinn. Der Wunsch, wegen dem man ja da ist, wurde scheinbar noch nie diskutiert.
Man hat aber nun eine Tür gefunden, die das Intresse weckt und auch dem ursprünglichen Wunsch, weshalb man eigentlich da ist, recht nahe kommt. Da man aber dort nur Wünschen kann, wenn man so ein Schild umhängen hat, schiebt man also seine Karte in die Box vor der Tür (die Boxen hängen überall so rum) und sucht sich einen originellen Namen für sein Schild. Den darf man nicht vergessen, denn sonst kann man nicht mehr wünschen.
Und jetzt geht man rein, in der Hoffnung, es ist Einer da, der den Wunsch sofort erfüllt. Sofort!!
Man steht in der Mitte des Raumes und brüllt los: „Ich wünsche, hat da jemand, man bringe mir...sofort“
Keine Reaktion von den Anwesenden und man fährt bedropst nach Hause, wo schon wieder die Familie mit dem vorwurfsvollen Spruch wartet: „ Wo warst Du die letzten 3 Tage?“
Aber der Wunsch ist übermächtig und so fährt man bei passender oder unpassender Gelegenheit wieder hin. Der Computer in dem Raum hat ja schliesslich den Wunsch aufgezeichnet...
Man setzt sich hin, sucht die Wunschaufzeichnung und tatsächlich hat sich einer mit einem normalen Schildernamen gemeldet:
„ Lieber Freund, wir alle hier haben Deinen Wunsch gehört und verstanden. Wir können Dir den Wunsch vielleicht sogar erfüllen. Wir alle kommen aus dem richtigen Leben, treffen uns hier und erfüllen manchmal Wünsche. Manchmal haben wir auch selbst welche. Bitte sei so nett und schrei nicht so. Vielleicht sagst Du uns auch erst mal, wer Du bist, denn auf Deinem Schild steht nichts ausser eine sinnentleerten Abfolge von Buchstaben und Zahlen. Und wenn Du das nächste mal kommst, sag bitte Guten Tag....“
Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten.
Karl Kraus