Jens, ja, es ist eigentlich immer notwendig.
Ich nehme mal exemplarisch Dein Beispiel der Trittbrettmuster. Mittlerweile bin ich der festen Überzeugung, dass die Jungs bei Simson viele, viele Zulieferer hatten. Alle werden wir nie rauskriegen. Die wurden auch mal schnell gewechselt. Auf solche Details wie das des Musters wurde m.E. nach überhaupt kein Wert gelegt (auch da war ja das Rohmaterial vom Ballen wiederum ein Zulieferprodukt). Was da war, wurde genommen! Hauptsache, man hatte ein Trittbrett nach TGL 0-8-15 und konnte es in ausreichender Stückzahl verbauen.
Ich betone nochmals: Die Planwirtschaft in der DDR war keineswegs nach dem Motto: egal, Hauptsache, es geht! Es gab die TGL`s (eine Abart der DIN) und feste Vorschriften. Durch den Plandruck und die Mangelwirtschaft wurden aber diese Vorschriften mitunter recht grosszügig ausgelegt.
Entscheidend war nicht der Herr Ingenieur, sonder der Blindflansch der Partei. Meisst war das ein Bauernsohn.
Ich bin auch vollkommen sicher, wenn unsere Altvorderen diese unsere Befindlichkeiten z.B. hinsichtlich der Trittbrettmuster noch erleben würden, die würden sich entweder halb tot lachen oder mit dem Kopf schütteln...
Man kann (obwohl es auf dem Papier definitiv so definiert ist) eine Bauartveränderung niemals an einer Nummer oder einem Datum festmachen. Sei es die Rahmenfarbe, die Trittbretter, egal, was: es war immer fliessend.
Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten.
Karl Kraus