Einspeichen
NorbertE |
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Liebe Freunde, über das (richtige) Einspeichen ist ja an anderer Stelle schon mal gesprochen worden. Viele geben Ihre Felgen zum Einspeichen und Zentrieren einfach weg. Geht auch. Aber anhand einer SR1 Felge mit Halbnabe wollen wir es erläutern. Wir sind: meine Wenigkeit, der etwas praktische Erfahrung und eine Digi hat und Mopedfahrer „Glück auf“ Gerd (mit dem ich mich kurzgeschlossen habe), dessen täglich Arbeit das ist. D.h. ich tue und fotografiere und Gerd wird es hinterher komentieren, berichtigen, runtermängeln etc. Ich bitte Euch, genau wie z.B. bei Motormontage, hier nichts reinzuschreiben, sodass die Möglichkeit besteht, diesen Fred mal als Doku zum Nachmachen zu pinnen. Bei Bedarf könnt Ihr zwecks Fragen, Kritik (kommt sowieso nicht an ) usw. einen Parallelfred aufmachen, wo wir, speziell Gerd, Rede und Antwort stehen wird. Morgen kommen ich etwas eher nach Hause und da geht’s los mit den ersten Erläuterungen und auch den ersten Fotos. Und dann schaun wir mal.
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Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten. Karl Kraus
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NorbertE |
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Gut, fangen wir an: Bevor es ans Praktische geht, vielleicht etwas Theorie: Die Speichen haben eine vielfältige Aufgabe zu lösen und die Art der Einspeichung ist ein genialer Schachzug. Die Speichen müssen 1. die Nabe zentrisch halten ( gleiche, aber einstellbare Speichenlänge) 2. die radiale Kraft stützen (auch axial)(Speichenstärke) und 3. die auftretenden Kräfte beim Beschleunigen und Bremsen sicher übertragen. (Beim Zweirad schräg nach beiden Richtungen eingespeicht) Das Alles ist nicht ganz so einfach. Nehmen wir uns z.B. ein Leiterwagenrad. Dort muss nur 1. und 2. gewährleistet sein, denn einen Antrieb oder eine Bremse gibt es nicht aber er muss Last abkönnen. Deswegen hat man am Leiterwagenrad auch nur gerade dicke Speichen. (Ich hab jetzt mal vor einem Speichenrad eines Jaguar E 2+2 gesessen: oh Mann ) Beim Zweirad ist das etwas komplizierter, denn wir haben noch 3. Aus diesem Grund sind unsere Räder schräg eingespeicht, in beide Richtungen, denn wir machen Antrieb (zumindest hinten) und bremsen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch vom „Speichenbild“. Davon Einige werde ich Euch in den nächsten Bildern zeigen. Wie gesagt: Zum Praktischen kömmen wir später. Wenn man das Grundprinzip verstanden hat, ist es ganz einfach. Beim ersten Bild unten sind nur die Druck–Speichen drin. Bei der Nabe ist oben links in Fahrtrichtung(Im Bild ist bei der Felge links also vorne). D.h., das beim Bremsen dort Druck auf die Speichen ausgeübt wird und durch die schräge Einspeichung die Speichen versuchen, sich gegen die Nabe zu stellen, diese versuchen gegen den Uhrzeigersinn zu verdrehn und sich damit selbst „steif“ machen, da sie auf Zug beansprucht werden. Kling kompliziert; ist es nicht. Versucht es nachzuvollziehn.
Angefügtes Bild
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Von Gerdi ist ja nun nichts Negatives gekommen; gehen wir also ans Praktische. Voraussetzung ist, wir haben einen Satz passender Speichen, eine Nabe und eine Felge. Nabe und Speichen legen wir beiseite und widmen uns der Felge. Die legt man auf eine plane Fläche und prüft mit dem Auge, ob sie einen Axialschlag hat. Das sieht man mit der Lichspaltmethode ganz gut. Etwa vorhandene Unwuchten axial klopfen wir mit dem Gummihammer raus. Dazu die Felge an dieser Stelle hohl legen. Bei Alufelgen muss man etwas vorsichtig zu werke gehen. Stahlfelgen hingegen verziehen sich selten; meist über Jahre durch nicht richtiges Zentrieren. Nachdem man dies getan hat , prüfen wir, ob wir ein "Ei" haben. Auch dies geht ziemlich einfach. Ich nehme dazu eine Holzleiste mit zwei Schrauben drin, deren Abstand so bemessen ist, dass sie gerade mit den Köpfen unter dem Felgenrand locker klemmen. (Auf dem Bild ist die Nabe schon drin, da geht das nicht. Das ist nur zur Demonstration.) Diese Leiste drehen wir nun über den gesamten Durchmesser der Felge und können somit radiale Unwuchten erkennen. Diese markieren wir. Dann wird die Felge mit der Markierung nach oben hingestellt und mittels einem Brett als Beilage mit dem Hammer bearbeitet. Wieder prüfen, gegebenenfalls den Vorgang mehrere Male wiederholen. So bekommt man auch aus einem Ei wieder halbewege einen Kreis.
Angefügtes Bild
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Unsre Felge legen wir plan auf den Boden und die Nabe mittig rein. Man kann sich den Mittelpunkt auf dem Boden markieren, z.B. auf einem ausreichen grossen Stück Pappe oder man hat einen gefliesten Boden, wie ich, wo man es optisch gut erkennen kann, wo die Mitte ist. An dieser Stelle schaun wir uns diie Nippellöcher in der Felge an: Stahlfelgen vom SR 1 und 2 haben dort nur einfache Löcher drin. Da ist die 1. Speiche fast egal. Alufelgen haben die Nippelaufnahmen tiefgezogen jeweils in eine Richtung. Hier müssen wir tierisch aufpassen, wo wir beginnen. Bei "Falsch" fangen wir sonst wieder ganz von vorne an. Auf dem Bild sieht man die je zwei Speichenpaare. Die Nippel sitzen auch aussermittig, was die Sache erleichtert Die 1.v. rechts ist eine Druckspeiche für die linke Nabenseite(Speichenkopf v.innen) die 2.v.rechts ist eine Zugspeiche für die rechte Nabenseite(Kopf von aussen) die 3. ist eine Zugspeiche für die linke Nabenseite die 4. für eine Druckspeiche für die rechte Seite. Die nächste nach links, die auf dem Bild nicht mehr drauf ist, wäre wieder eine Druckspeiche für links.
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Die SR1 Nabe hat den unschätzbaren Vorteil, dass die Kopfaufnahme für die Speichen als Langlöcher ausgeführt sind. Man kann also "durchstecken" und muss nich erst nach dem Einfädeln die Nippel aufdrehn. Bei "nur Loch" z.B. SR2 muss man die Speiche durch das Nabenloch stecken, dann ins richtige Felgenloch und dann erst das Nippel aufdrehn. Es ist etwas fummliger. Ich nehme also eine Speiche und drehe ein Nippel soweit auf, dass man noch 1-2 Gewindegänge sehen kann. (Beim Sr1 aufpassen: zwei verschiedene Speichenlängen) Die Felge liegt auf dem Boden; die Nabe halbewege mittig. Ich lege mir die Felge immer so, dass das Ventilloch meiner Position gegenüber ist und beginnen mit dem zweiten Nippelloch links vom Ventil.Das zeigt nach links oben und das definiere ich als Druckspeiche mit dem Kopf von innen, untenliegend. Die Speiche steckt man nun mit dem Kopf durch diese zweite Nippelaufnahme links vom Ventil und sucht sich ein Loch in der Nabe, wo es von der Länge her passen könnte. Dieses Loch muss links sein. Da die Nabe ja mittig liegt kommt durch die definierte Länge der Speiche nur ein Loch in Betracht. Dort wird der Kopf von innen eingehangen. Nächste Speiche, Nippel drauf und 4 Löcher weiter in der Felge durchgesteckt. den Kopf hängen wir ins nächste Loch linksrum gesehn wieder von innen in die Nabe ein. Und immer weiter fort, bis wir rum sind.. Für diese 4er Schritte habe ich das Bild von oben nochmal benutzt.
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Ignoriert mal den Pfeil Ventil; dort sollte es sein genau zwischen zwei Nippellöchern. Nun ziehen wir die Zugspeichen ein. Die erste im Loch rechts neben dem Ventil nach rechts abgehend und von aussen durch die Kopfaufnahme gesteckt. Wieder 4 Löcher weitergezählt und die nächste. Bis wir rum sind. Schaut dazu auch auf die Bilder weiter oben; ich will die nicht hier nochmal reinsetzen. Und schon haben wir eine nabenseite fertig. Die Speichen sollten nicht zu fest sitzen; es kann auch mal passieren, dass Eine aus dem Langloch wieder rausfällt. Das ist das Gute bei den SR2 naben: Dort kanns nicht passieren Jetzt wenden wir die ganze Sache vorsichtig. Vorsichtig deshalb, weil die Speichen ja noch nicht fest sind. Dürfen sie auch nicht, denn bis jetzt lag ja Nabe und Felge plan auf. Wir brauchen aber noch soviel Speichenlänge, dass die Nabe beim komplett eingespeichtem Rad mittig hängt. Auf dem Bild sieht man die erste Speiche eingehangen. Die ist als Druckspeiche ausgeführt; damit untenliegend und von innen. Die Speiche daneben (im Bild obendrüber) ist eine Druckspeiche der anderen Nabenseite.
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Ein Tipp am Rande: Unser Zweirad heisst ja deswegen so, weil wir zwei Räder haben. Wenn es sich machen lässt, speicht man erst ein Rad aus und wieder ein und hat das Zweite als Muster. Bei Stahlfelgen, die man gleichzeitig lackieren und linieren lässt, finktioniert das natürlich schlecht; da soll diese Doku helfen. Nun ziehen wir, am Ventilloch beginnend alle Speichennippel fortlaufend 1,5 Umdrehungen fest. Ich mache es von aussen mit dem Schraubendreher. Profis haben dort Nippelschlüssel, die ein feinfühliges Arbeiten zulassen.Es gibt auch die Aussage: immer die Gegenüberliegenden (was ja auch Sinn macht) Bei 1,5 Umdrehungen sind die Speichen aber noch nicht knallfest, sodass ich mir um ein ev. Verziehen dort keine Sorgen machen muss. Man kann diesen Schritt aber auch auslassen und immer die gegenüberliegenden Speichen soweit festziehn, bis es anfängt "schwer" zu gehn. Nicht festknallen!! Und nun muss die Achse rein. Auf dem Bild hat Gerd mal seine "Spezialwerkzeuge" hingelegt.
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Der Profi würde nun das Rad in eine Zentriervorrichtung spannen. Hab ich nicht und die meisten von Euch sicher auch nicht. Zur Not täte es auch eine hintere Schwinge. Ich machs anders. Ich spanne die Achse in den Schraubstock. Senkrecht bitte!. Dann dreh ich das Rad durch und schaue, wie es läuft. Grobe Unwuchten sieht man mit blossem Auge. Jetzt brauche ich etwas in der Höhe, wie die Felge läuft, wo ich meine Hand abstützen kann. Ich habe zufälligerweise diesen Werkzeugträger, man kann aber auch ein paar Bücher daneben übereinanderstapeln oder sich ein stück passendes Holz suchen. Hauptsache halbewege stabil. Das Rad wird gedreht und ich fahre mit dem Stift langsam nach unten, bis ich merke, dass er manchmal aufsitzt. Dort halte ich ihn ruhig.Man braucht für diese Methode wirklich ein ruhiges Händchen. An der Stelle, wo man den Strich sieht, schlägt die Felge also nach oben. Danach spannt man die Felge andres rum ein und wiederholt die Prozedur auf der anderen Felgenseite. Nun wissen wir, wo die Felge axial nach welcher Seite schlägt. Das muss korrigiert werden. Aber nicht mehr heute, denn morgen früh um 5 ist bei mir die Nacht zu Ende.
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