Kolbenbolzen auswinkeln
NorbertE |
|
Advanced Member
Gruppe: Mitglieder
Beiträge: 14959
Mitgliedsnummer.: 211
Mitglied seit: 05.02.2006
|
Schreibt mal bitte nichts rein, bis ich "habe fertig" gemeldet habe. Wird auch ne Weile dauern. Die Motorduko besteht ja, aber dort fehlt dieses Thema "Kolbenbolzen auswinkeln", was wichtig ist und ich erklären möchte. Es erreichen mich dazu auch Anfragen, die ich nicht jedesmal neu beantworten will. Fangen wir an: Am Anfang steht die KW wie auf dem Bild. Wir denken uns nun 3 horizontale Achsen: -die Wellenstümpfe -das untere Pleuellager -das obere Pleuellager/der Kolbenbolzen Diese 3 gedachten Achsen müssen absolut parallel zueinander verlaufen. Das ist die Grundvoraussetzung. Dazu kommen noch Rundlauf, Wuchtung usw. "Normalerweise" bekommt man die KW so zu kaufen. Leider scheint dies heute nicht mehr so zu sein. Z.B habe ich eine im Net gekaufte KW zum Meister getragen und der hat Abweichung von den Toleranzen festgestellt....jenseits von Gut und Böse! Um aber eine KW ausmessen zu können, bedarf es eines besonderen Messplatzes, den ich auch nicht habe. Ich verlasse mich daher auf einen Handwerksbetrieb, der darauf spezialisiert ist. Wenn ich Toleranzen schreibe, meine ich den Bereich 1/100stel mm! Diese Toleranzen und auch der Messplatz ist in dem Video gleich anfangs gut erklärt. Die angeführten Toleranzmaße der M-Motore in dem Video gelten auch für Rh50.
Angefügtes Bild
--------------------
Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten. Karl Kraus
|
|
|
NorbertE |
|
Advanced Member
Gruppe: Mitglieder
Beiträge: 14959
Mitgliedsnummer.: 211
Mitglied seit: 05.02.2006
|
Halt!! Bevor wir die KW einbaun, habe ich dieses (übetriebene) Foto. Wir haben eine exakte KW und wir haben einen schönen Kolben und auch den passenden Zylinder. Was passiert, wenn, wie auf dem Foto der Zylinder "schief" montiert wird? Richtig: der kann garnicht, der klemmt, geht garnicht... Das Foto ist extrem übertrieben, verdeutlicht aber das eigentliche Problem.
Angefügtes Bild
--------------------
Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten. Karl Kraus
|
|
|
NorbertE |
|
Advanced Member
Gruppe: Mitglieder
Beiträge: 14959
Mitgliedsnummer.: 211
Mitglied seit: 05.02.2006
|
Nicht Jeder wird über das russisch zertrennte Messmittel verfügen. Es geht auch einfacher: Man benötigt nur zwei absolut maßhaltig gleichwertige Stücke Metall. Im Fall des Fotos sind es zwei Zylinderstehbolzen. Das ist nicht das Ideal, russisch, reicht aber. Jeder kann sich für diesen Zweck selbst etwas fertigen/fertigen lassen. Es kommt auch nicht aufs 1000stel an. Hauptsache Paralellität und Augenmaß und Fingerspitzengefühl. Und jetzt pressen wir das Pleuelauge mit Bolzen dagegen. Am Besten gehts, wenn man mit einer Hand am Kupplungskorb drehen kann. Schon dabei stellen wir fest:Einer der Stehbolzen klemmt fest, der Andere nicht. Die Achse des Pleuelauges oben ist also nicht parallel mit der Dichtfläche Zylinderfuss und damit stimmt die "Laufrichtung" des Kolbens nicht mit dem Zylinder überein. Das müssen wir jetzt "hinbiegen"
Angefügtes Bild
--------------------
Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten. Karl Kraus
|
|
|
NorbertE |
|
Advanced Member
Gruppe: Mitglieder
Beiträge: 14959
Mitgliedsnummer.: 211
Mitglied seit: 05.02.2006
|
Ich schrieb weiter oben von "hinbiegen". Das ist wörtlich gemeint. Man fasst mit einer Zange das Pleuel weit unten und steckt durch den Kolbenbolzen (nie durchs blanke Pleuelauge!!) einen passenden Dorn und schon haben wir einen Hebel. Das Pleuel ist geschmiedet, aber nicht vergütet. Somit relativ weich. Diese Geschichte ist Erfahrungssache. Man muss schon beherzt drücken, das Pleuel ist nicht aus Butter , aber auch nicht "rohe Kräfte" walten lassen. Das muss man immer wieder (mit den Endanschlägen oder Stehbolzen) kontrollieren, bis der Kolbenbolzen beidseitig gleich aufliegt.
Angefügtes Bild
--------------------
Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten. Karl Kraus
|
|
|
NorbertE |
|
Advanced Member
Gruppe: Mitglieder
Beiträge: 14959
Mitgliedsnummer.: 211
Mitglied seit: 05.02.2006
|
Noch ein Bild von vorn. Wir haben jetzt zwar keine Parallelität mehr in den KW-Achsen, aber der Kolben sollte nun gleichmässig im Zylinder laufen. Ich habe ja mitbekommen, dass sich Viele an Ihre Motoren selbst ranwagen und finde das auch gut. Es ist ja kein Hexenwerk. Solche Feinheiten sollten/müssen aber beachtet werden, sonst hat man hinterher keine Freude. Habe fertig Ihr könnt also nun ruhig Fragen stellen oder Statements abgeben, ich werde das Obige irgendwann mal an die Motordoku anhängen.
Angefügtes Bild
--------------------
Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten. Karl Kraus
|
|
|
NorbertE |
|
Advanced Member
Gruppe: Mitglieder
Beiträge: 14959
Mitgliedsnummer.: 211
Mitglied seit: 05.02.2006
|
Das Bild trifft es gut Der Zylinder steht zum Gehäuse schon gerade! Nur die in sich exakte KW sitzt im Gehäuse immer leicht schief/schräg. Man muss sich die Fertigungstechnologie der Hälften vorstellen: Die werden gegossen. Dann werden zwei x-beliebige zusammengesetzt und die Lagersitze usw. werden gefräst. Die Hälften bekommen dann eine Nummer als Zueinandergehörig. Wie die Hälften manchmal aussehn, wissen wir. Es ist trotzdem Maschinenbau und geht ohne eine Präzision nicht. Nur summieren sich alle Toleranzen (Lagersitz KW nicht exakt zur Planfläche Zylinderfuss, Lagertoleranz usw.) an dieser wichtigen Stelle. Es ist, ich gebe es zu, eine "russische" Methode, wird aber so praktiziert. Edit: Nun müsste Schmied noch ein Bildchen reinstellen mit "gebogenem" Pleuel, also der Bolzen ausgerichtet zum Zylinder. Dann wärs perfekt.
--------------------
Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten. Karl Kraus
|
|
|
joker317 |
|
Advanced Member
Gruppe: Mitglieder
Beiträge: 5880
Mitgliedsnummer.: 199
Mitglied seit: 20.01.2006
|
Norbert, normalerweise lese ich hier gar nicht mit, aber zu vorgerückter Stunde wird das Internet immer kleiner Ich habe mir deine Sache durchgelesen und es mir bildlich vorgestellt. Nun stellt sich mir folgende Frage: Angenommen (der Einfachheit halber) die Kurbelwelle steht zum Erdboden genau paralell und auch der untere Pleulbolzen, alles genau paralell. Nun steht aber, wie schon gesagt, der Zylinder in einem beliebigen Winkel nach rechts. Nun kommt ein Oberlausitzer mit PallMall im Mundwinkel und Kombizange in der Hand und biegt das Pleul in den passenden Winkel. Wenn jetzt aber, der Motor läuft und der Kolben im Zylinder schräg nach oben geht und das Pleul mit nach oben geht, verrückt sich das Pleul auf dem unteren Pleulbolzen ein Stück nach rechts. Im schlimmstens Fall verrückt es sich nicht nach rechts, sondern fängt an zu "kippeln". Wenn der Kolben nun schräg wieder nach unten geht, dann wandert das Pleul auf dem unteren Pleulbolzen wieder nach links. Und das im besten Falle 5000mal in den Minute War jetzt nur so eine Überlegung von mir.... MfG joker317
Angefügtes Bild
|
|
|
Thema wird von 1 Benutzer(n) gelesen (1 Gäste und 0 Anonyme Benutzer)
0 Mitglieder:
|