Simson-Fahrräder
MAWfreund |
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In der Regel war das Fließbandarbeit, erst wurde schabloniert, später dann liniert, meist von Frauen. Das ging recht schnell, in der damaligen Routine war so ein Rahmen in wenigen Minuten durch, was man auch sieht. Die heutigen Linierer, lassen sich Zeit und versuchen absolute Perfektion anzustreben, was früher nicht der Fall war. Oft sind Linien schief, Abstände stimmen nicht, oder man hatte sich etwas vermalt, woran man aber die Handarbeit erkannte. Es gibt da viele Beispiele. Das Lindgrün wurde parallel zur Mopedserie verwendet, wie grau-beige, hechtgrau oder maron. Ich hab schon einige gesehen. Aber diese bunten Lacke waren eher seltener, das stimmt. Noch seltener waren die gespritzten diaphanvarianten, die sich aber im Vergleich zu den Tauchlackierungen nicht durchsetzten. Zumal mit der Mopedproduktion der Fahrradbau bei Simson eingestellt wurde.
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Grüße Maik
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mulchhüpfer |
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QUOTE (Chris1978 @ 28.10.2019, 18:54) | Aber mal ernsthaft, in den 50zigern mußte die echt mächtig lange Weile gehabt haben. So schön ein Strahlenkopf auch aussieht, das ist eine ends ätzende Arbeit. |
Och, ehe man am Hochofen arbeitet, doch lieber linieren, oder? Sicher ist das nicht jedermanns/fraus Sache. Habe mal eine ältere Doku gelesen über die Leute, die bei RollsRoyce-PKW die Gold-Linierungen am fertigen Wagen frei Hand auftragen. Deren Kunden erwarten bei den Preisen natürlich dann Perfektion. Man könnte meinen, die Linierer müssten wahnsinnig werden bei ihrer Arbeit, werden sie aber nicht.
Aber stimmt, ich hatte auch schon Räder gehabt bei denen die Linierungen eher lustlos und deutlich schief aufgetragen wurden. Sieht man aber meistens nur, wenn man genau hinschaut. Also, was will man bei einem Fahrrad für ~200 Mark Neupreis das in Großserie gebaut wird erwarten, gemessen daran ist das Finish bewundernswert! Ob West-Räder der 1950er sorgfältiger liniert wurden, kann ich nicht beurteilen. Ist ja auch herstellerabhängig. Schludrige Lackierungen/Finish ist mir bisher vor allem bei damaligen Mifa-Rädern aufgefallen, bei Diamant eher nicht so.
Zu den "Frauen": Soweit ich weiß, sind es nicht unbedingt die "Emanzen", die im Nails-Studio herumsitzen. Im Gegenteil, diese Studios und das Interesse daran ist eine logische Folge des wieder zunehmend rückwärtsgewandten Frauenbildes, das durch instagram-psychoterror verstärkt wird. Akzeptanz bekommt eine (junge) Frau dort nur, wenn sie regelmäßig darüber redet, welchen Nagellack sie eben ausprobiert hat. Abartig. Würde die Frau dort posten, dass sie in die Fabrik arbeiten gehen will, würde sie von der gesamten Community gedisliked werden.
Der Top-Linierer bei RollsRoyce war übrigens ein Mann. Ich denke allgemein nicht, dass das ein typischer Frauenjob sei. Ich denke, in den DDR-Betrieben waren Frauen öfter mit sowas befasst, weil die Männer eben in Bereichen gebraucht wurden, wo Frauen tatsächlich weniger geeignet sind, bei körperlich schwerer Arbeit mit erhöhten Verletzungsrisiken etc.
Zu den Buntlackierungen: Die kamen überhaupt erst ab 1953 in relevantem Umfang auf in der DDR. Stimmt, die Farbpalette des SR1 scheint mit den frühen Buntlackierungen an den Fahrrädern identisch zu sein: maron, beige, hechtgrau, lindgrün. Wobei es für den Steuerkopf und Linierung noch weitere Farbtöne gab. MAWFreund: Gilt das auch fürs hechtgrau? Mir scheint das hellblau an damaligen Räder etwas anders, könnte aber auch täuschen.
Zum MAW: Klassische Herren-Tourenrahmen sollten den MAW eigentlich daherhaft aushalten, jedenfalls wurde das in damaligen Zeitschriften so gesagt. Tourensporträder sind schon weniger geeignet, und Sporträder natürlich auf keinen Fall.
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Chris1978 |
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Naja, ich hätte es da glaube vorgezogen als Fernseh und Rundfunktechniker zu arbeiten. Solat, staatlicher Denunziant oder Straßenbauer wäre auch nicht meins. Irgendwie brauch ich Abwechslung bei der Arbeit, sonst macht mich das blöde. Das RR Besitzer, meistens lassen die Schnössel ja fahren, sind eh eine ganz spezielle Sorte von Patienten. Die müßen vorallem auch nicht aufs Geld schauen. Und wenn es satt Asche regnet geht grundsätzlich jede Arbeit gut von der Hand. Bei einem Durchschnittslohn von weniger wie 400 Mark die meine Mutter Ende der sechzigern hatte, kann davon schonmal nicht die Rede sein. Und 200 Mark und mehr sind dann ein ganzer Batzen Kohle für einen Drahtesel. Im Verhältnis sind das dann mal Schlapp 600-800 € Fahrräder bzw für 1.200-1.600 Mark. Da kann man natürlich nichts für erwarten wenn man nur einen halben Monat allein dafür arbeiten muß. Und ich kann mir kaum vorstellen das man in den 50zigern mehr verdient hat wie Ende der 60ziger Zum Thema schwere Jobs die tödlicher und gefährlicher sid, wäre Gleichberechtigung nicht wenn auch Frauen solch ungnädige Jobs machen müßten? Immerhin bringt ihnen ihre Drückebergerei ja eine über 6 Jahre höhere Lebenserwartung ein, die nie in irgend einer Form berücksichtigt werden. Schon ziemlich männerfeindlich unser Patriachart wo der "Unterdrücker" kürzer lebt wie die "Unterdrückten". Das Damen sich in sozial Media Gruppen profilieren liegt aber auch nicht an Männern. Sondern das sie sich gegenseitig Flausen in den Kopf setzen. Und Emanzen wie Suzie Grime sind das beste Beispiel dafür welch Früchtchen die weibliche "Emanzipatin" hervor gebracht hat. Feminismus, Pumps und Lackarbeiten gehören zusammen wie Prollkarren und Darmwinde ablassen beim Maskulinismus. Und ganz ehrlich, wer Spieglein Spieglein im Internet betreibt und sein Leben nach dislikes gestaltet, kann auch nicht ganz gesund sein. Da wäre es besser gewesen die hätten das Internet nie entdeckt. Das der beste RR Linierer ein Mann gewesen ist spricht mal wieder für sich. Sich auf eine Sache konzentrieren zu können anstatt von der Multitasking Fähigkeit abgelenkt zu werden hat einfach schwere Vorteile. Und das Frauen das nicht durften wegen ihrem Geschlecht, kann in dem Fall auch keiner Behaupten. Das es nur noch sperrlche Überlieferungen gibt zu den Farbvarianten finde ich sehr schade, wobei wenn es um Infos zu Westrädern geht sieht es richtig düster aus. Da wurden Firmen wie die Express Werke Neumarkt einfach abgefrühstückt und sämtliche Firmenunterlagen direkt geschreddert. Wenn man da Infos braucht hat man mal so richtig "gewonnen". Das mit den Maw beruhigt mich aber erstmal. An eine Dame soll sowas ja nicht ran, ich dachte eher an das Simi im Zweifel. Und das is ja ein klassischer Tourer und auch nichts sportliches mit Strohhalm ähnlichen Sattel und Unterstreben.
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QUOTE (Suhlgang @ 15.05.2019, 14:50) | Bin am überlegen, ob ich an dem 2a beige Reifen drauf ziehe. Die jetzigen sind relativ hinüber. |
Auch wenn der Beitrag wieder etwas her ist, interessant finde ich die typische Ausbleichung der diaphanlackierung. Deines geht schon ins pink, Richtung grau über. Im originalen war es rot. Im Wikki ist auch ein Brandenburg zu sehen, was nur noch grau ist, nur wo Klebeband war, um ein Kabel zu fixieren, ist es noch in solchem Lack. Hier mal das meiner Frau in gleicher Farbe.
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Ich hatte die letzten Tage genutzt es wieder fahrbereit zu machen. Da es die letzten Jahre nur stand, hab ich es nun für sie angepasst. Da der Rahmen zu hoch war (für 1,50m Person) hab ich einen flacheren Sattel montiert und einen Tourenlenker. Mit Regulierfedersattel und Flachlenker war es für sie unfahrbar. Die Originalteile hab ich aber eingelagert.
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Diaphan ist ein Synonym für durchscheinend, transparent, durchsichtig usw. Im Grunde ist es ein silberner Unterlack, der mit gefärbten durchscheinenden Klarlack bzw Decklack überlackiert wurde. Da dieser durchscheint, kommt der Glanz aus der Tiefe zustande. Die treffenste Bezeichnung ist tatsächlich Lasurlack, etwas anderes ist es ja nicht. Sonst kenne ich die Bezeichnung eigentlich nur in Verbindung mit Werbungen oder der Messe, laut einem ehemaligen Mitarbeiter, der in dem Bereich tätig war und lange im Ehrenamt des Museums war, waren das experimentelle Lackierungen in sehr geringer Zahl, bspw für Exporte, Fotos, Prospekte oder als Präsentation für die oder auf der Messe. Wenn ein Termin anstand, wurden immer mal wieder ein paar Fahrzeuge entsprechend hergerichtet. Aber für die Serie war es im Vergleich zur Einbrenntauchlackierung zu aufwendig. Weshalb heute sowohl Fahrräder als Mopeds in den Farben eher die Ausnahmen sind. Anbei ein Werbeprospekt, im Vergleich zur Serie, besitzt das auf den Werbefotos in diaphanblau präsentierte Fahrzeug keinen Gepäckträger, keine Hupe, kein Rücklicht, nicht mal der Werkzeugkasten ist vorhanden. Da wurde schnell was für den Termin zusammengestellt, Hauptsache die Werbung war im Kasten. https://www.ddrmoped.de/typ/simson/sr2/werbeprospekteDer Begriff Diaphan taucht aber bereits im 18.Jahrhundert auf. Bspw gab es damals durchscheinende Bilder deren Motive erst im Licht des Projektors an der Wand zu sehen waren, solche Diaphanien waren die Vorläufer heutiger Dias. Auch Glasmalereien wurden bspw als Diaphanbilder bezeichnet. Auch Firnis bspw bei Möbeln wurde als diaphanlack bezeichnet, denkt man bspw an Schellack. Vielleicht kommt daher diese Bezeichnung. Zumal sich viele Begriffe oder Bezeichnungen vom Namen her, an ihrer Bedeutung orientieren. Wie in der binären Nomenklatur, in der Botanik. Denkt man an Ilex aquifolium, so bezieht sich der Artnahme auf die Eigenschaft des Blattes, welches immer nass aussieht, aufgrund des Glanzes.
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Mr._Tonzy_Linder |
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QUOTE (mulchhüpfer @ 28.11.2019, 20:09) | Der Begriff "diaphan" wird in Bezug auf Lackierungen offenbar ausschließlich in Bezug auf DDR-Fahrzeuge verwendet. Woher kommt das eigentlich, kennt da jemand Prospekte etc wo das erwähnt wird? Letztlich handelt es sich dabei um eine Lasur-Lackierung, nehme ich mal an. Als Winterfahrrad fast zu schade, andererseits kann bei diesen Lichtverhältnissen derzeit, der Lack nicht so schnell weiter ausbleichen ^^ |
Ich würde fast behaupten, dass diese Bezeichnung ausschließlich in diesem Forum Verwendung findet und gleichzeitig auch immer wieder der Mythos von der Messe-/Exportlackierung im Fahrradbereich aufgekocht wird. Und wie jedes Mal: Diamant verwendete die Lasurlackierung in Serie für Renn-, Bahn- und Sporträder der 50er Jahre. Auch Mifa lieferte Sport- und Tourenräder in dieser Lackierung aus. Verkauft wurden diese Modelle über normale Händler fernab der Messestadt Leipzig, wie z.B. entsprechende Händleraufkleber belegen. Das heute weniger Exemplare davon erhalten sind, als von den robusteren Unilack-Modellen, heißt m.E. nicht, dass seinerzeit weniger "Glitzerräder" gefertigt wurden, als normale, zumal in den letzten Jahren auch immer mehr der bunten Räder aufgetaucht sind. U.a. auch ein rot/pinkes 26" Simson-Sportrad in meinem Besitz. Aus erster Hand im Erzgebirge und auch auf Nachfrage ganz ohne Messehistorie ...
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MAWfreund |
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Ich kann halt nur meine Historie dazu weitergeben und was man mir dazu gesagt hat. Die Vorbesitzerin bekahm es zur Jugendweihe vom Vater, welcher bei Simson arbeitete und es angeblich nach der Messe bekommen hatte, evtl war es Ausschuss oder was auch immer, zumal bei mir eine anderes Tretlagerrohr drinnen ist für ein Glocken Getriebe, obwohl es mit Keillager beworben wurde. Da sie es mir nach dem Kauf erzählte, um zu wissen, was mit ihrem Rad, an dem sie sehr hing passieren würde, war es keine übertriebene Angebotswerbung, wie so oft. Ich glaube ihr das auch soweit, weshalb ich es damals auch so vorgestellt hatte. Das es jetzt ein reines Messerad war wie ich damals vermutete, ist ja widerlegt worden, da es ja noch mehrere davon gibt. Nur zu genanntem Zeitpunkt war die Farbe für mich unbekannt. Im Museum ergaben Anfragen, das bei Simson diese Lacke nur experimentell in Kleinserie, nebenbei erfolgten.
Das Diamant und Mifa das in Serie hatten, wurde ja nicht in Frage gestellt. Nur bei Simson eben, sollen diese bunten Nichteinbrennlacke eher seltener gewesen sein. Du kannst je gerne dein Rad näher vorstellen, ich finde es interessant, mehr von den Farben zu sehen, auch hast du ja das Keillager mit dem es auch beworben wurde. Da würden mich weitere Details interessieren.
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