Gemeinsame Ausfart der DDR-Fahrradbewegten, Debatte über Ort, Zeit und ob überhaupt

Durch die herrlich blühende Landschaft ging es nach Pößneck. Dort haben wir im "Schiefen Eck" sehr gut Mittag gegessen und uns danach noch den "schiefen"Markt und den dortigen Osterbrunnen bekuckt.

Angefügtes Bild

Gegenüber das Rathaus, hier sieht man die Neigung noch schöner. (im Vordergrund das Diamant meiner Frau die alles fotografiert hat)

Schief ist gar kein Ausdruck!

Angefügtes Bild

Weiter ging es dann Richtung Unterwellenborn / Saalfeld. Vorbei an schön geschmückten Dörfern.

Angefügtes Bild

Haben wir zum Schluss noch mal am Kulturpalast Unterwellenborn Station gemacht. Leider verfällt er immer noch, trotz Denkmalschutz.

War eine echt schöne Tour! Danke Johannes!

Angefügtes Bild

Scheint eine schöne Ecke zu sein! Der Kulturpalast erinnert mich an den in meiner Heimatstadt Bitterfeld.
Hast du das Möve Damenrad zufällig über ebaykleinanzeigen von einem Tobias aus Jena erstanden?

Ja, Unterwellenborn war zu DDR Zeiten, neben Rositz das Bitterfeld Thüringens. Klar hat man viel für die im Stahlwerk beschäftigten gemacht, aber die Verschmutzung der Gegend war schon immens.

Das Möve ist von Tobias aus Jena. Ursprüngich ist es aus Rudolstadt und ist so gestern nochmal in seiner Heimat gewesen. Johannes hat sogar den Kaufbeleg von 1954.

Ganz am Ende der 80ziger Jahre, ich war so 10, 11, 12 Jahre alt, war ich in Gera in der Station Junger Touristen aktiv. War in Liebschwitz ganz im Süden von Gera in der Alten Schule bzw. in einem (damals) Neubau etwas weiter oben am Berg. Jedes Jahr im Sommer ging es mit 200 Kindern auf Expedition durch den Bezirk Gera. Immer vier Leute in einem Zelt. Zelt, Schlafsäcke, Luftmatratzen und eine Kiste mit Essen und Wasser wurden auf so einem blauen zweirädrigen metallenen Handwagen transportiert. Die eigenen Sachen hat man in einem Rucksack getragen. Gekocht wurde auf den alten Wehrmachtsbenzinkochern Juwel 34 oder wie die Dinger hießen. Es gab jedes Jahr böse Verbrennungen mit den Dingern - heute undenkbar mit Kindern sowas unbeaufsichtigt zu benutzen. Dazu das typische DDR Aluminium Campinggeschirr. Es ging zu Fuß von Gera südlich der A4 nach Kahla. Von da Tagesausflug nach Jena und dann weiter im Saaletal nach Rudolstadt und Schwarza wo wir im Chemiefaserkombinat im Wellenbad baden waren. Und dann über den Berg nach Unterwellenborn. Dort 2 Nächte auf dem Sportplatz gezeltet. Direkt auf der anderen Straßenseite die Hochöfen der Maxhütte. Abends Disco im Kulturhaus. Ich erinnere mich an Puddys und Roxette - She`s got the look. Die Älteren haben geraucht und Bier getrunken, wir Jüngeren mussten dann irgendwann in die Zelte. Und auf der anderen Straßenseite hat das Stahlwerk gedampft, geglüht und Geräusche gemacht. Vor dem Werk waren riesige überdachte Stellplätze für Fahrräder und Mopeds. Da müssen hunderte Zweiräder gestanden haben. Von da aus ging es an den Saaletalsperren entlang und über Ziegenrück, Schleiz, Triptis zurück nach Gera. Wo wir nach zwei Wochen braungebrannt, zäh wie Leder und fit wie ein Turnschuh ankamen und von unseren Eltern in Empfang genommen wurden.

2007 - knapp 20 Jahre später - habe ich in Wolfen Nord gewohnt und dort mein Diplom über Durchlaufdiffusionsöfen zur Phosphordotierung von Solarzellen geschrieben, die Kulturhäuser in Wolfen und Bitterfeld kenn ich daher auch. Aber das war schon eine andere Zeit, ein anderes Land und eine andere Geschichte.

Ich bin zwar erst 90 geboren, aber ich kann mich auch noch an die Auswirkungen der Industrie auf die Umgebung erinnern. Dahingehend hat sich zum Glück einiges getan. Ich hoffe auch in Thüringen!

Auf dieses Möve hatte ich auch ein Auge geworfen als ich bei ihm war. Es sieht wirklich noch sehr gut aus und dazu auch noch im großen und ganzen original erhalten! Ich hab mich am Ende aber doch für ein Brandenburg entschieden.

Und Otto, witzig, dass du genau zu diesen beiden Regionen einen Bezug hast. Wolfen Nord hat allerdings nicht den besten Ruf, aber auch hier wandelt sich mittlerweile das Bild.

Ja, was man so "Wandel" nennt. Während man bis vor ein paar Jahren die Plattenbauten von WoNo noch von der A4 aus sehen konnte, sieht man heute nichts mehr. Ich habe ganz hinten im letzten neusten Bauabschnitt im Akazienwinkel gewohnt. Das ist jetzt alles wieder Wiese. Wie viel Wohnungen hat man da abgerissen - 15.000? Dazu jede Menge Schulen, Kindergärten, Krippen und Turnhallen. Manches nicht mal 10 Jahre alt. Sehr nachhaltig und ökologisch... Ansonsten kann ich nichts schlechtes über WoNo sagen. Ich habe in einem Block mit langen Balkons gewohnt, 2/3 der Wohnungen waren leer. Ich erinnere mich an den Weihnachtsmarkt vorne beim Aldi - Achim Menzel ist dort live aufgetreten, der alte Ostrocker.

Wäre interessant wie das heute aussehen würde, wenn die DDR weiter "geboomt" hätte, dann wäre heute das kleine Dorf Siebenhausen von vier Seiten von den Neubaublocks von Wolfen Nord umzingelt und man könnte vom Balkon aus von oben in die Vierseitenhöfe reingucken.




Angefügtes Bild

Wandel und Ende von WoNo:



Angefügtes Bild

War vor ein paar Jahren nochmal da. Direkt hinter meinem Motorrad stand der Akazienwinkel. Jetzt alles Wiese.



Angefügtes Bild

Tolle Bilder

Zu den Platten: Als ich in Greifswald studierte, waren se grade dabei, die Plattenbauten im Ostseeviertel wegzureißen. Mitten während der Abrissarbeiten schlug's Alarm, dass der Wohnraum knapp wird. Die Abrissvorhaben wurden mittendrin gestoppt, in letzter Minute sozusagen. Teilweise wurden dann nur einzelne Ecken und Geschosse abgetragen, sodass es jetzt nicht mehr ganz so ultra-zweckorientiert und recht vielgestaltig aussieht. Nett geworden.

Am 1. Mai 2022 findet eine Ausfahrt in Erfurt statt..

Hat davon jemand gehört und will mitfahren?

Angefügtes Bild

Auf Instagram gesehen, @erdi_erdmann und @vollisretrostyle scheinen das organisiert zu haben.

Erfurt ist aber bisschen weit, vor allem so am Tag nach dem Hexenfeuer...

Auch scheint sich bei der E-Mail Adresse auf dem "Flyer" ein Fehler eingeschlichen zu haben.

Hallo zusammen! Ich möchte gern alle Fahrradinteressierten am 9.7.22 nach Holzweißig bei Bitterfeld einladen. Im Zuge des Bergmanntages, organisieren wir dort auch immer unser kleines Treffen für Oldtimer Räder statt. Zu finden sind wir in der Parkanlage am Rathaus. Im Navi oder bei Google Maps kann man Rathausstraße Holzweißig eingeben und gelangt auf gutem Wege dort hin.
Neben dem Kennenlernen und der Fachsimpelei soll es natürlich eine gemütliche Ausfahrt durch die Goitzsche geben mit kleiner Stärkung in Form von Kuchen und Kaffee.

Gern könnt ihr mich hier kontaktieren, falls es noch fragen gibt. Wir würden uns freuen, wenn wir den ein oder anderen bei uns begrüßen können.

Gruß, André